Eine von innen mit Leder überzogene, diskret gegen unliebsame Lauscher abgesteppte Tür schließt sich in der Dortmunder Innenstadt hinter mir, als ich zum Interview bei Christine Lindemann erscheine.

Christine Lindemann – Astrologin im Revier, Foto: Susanne Beimann

Als Kind träumt sie von einer Karriere als Tänzerin. Doch dann ergreift die Tochter eines Bergmanns als junge Erwachsene den Beruf der Lehrerin für Deutsch und Geschichte. Anstelle einer Schullaufbahn entscheidet sie sich jedoch nach ihrem Referendariat für die Tätigkeit als Referentin für politische Bildung mit Studenten, Schülern und Lehrern. In diesem Rahmen kann sie sich mit den Themen beschäftigen, die ihr am Herzen liegen: Ökumene, Frauenbildung, Film, Öffentlichkeitsarbeit. Sie verbringt viel Zeit in Nicaragua und arbeitet dort mit Jugendlichen an Projekten auf dem Land und in Managua.

Im Land der tausend Vulkane

Das Leben in den Gastfamilien – einfache Landbauern – wird zur eindrücklichen Erfahrung. Die Begegnungen mit den einheimischen Spinnen, Schlangen und Käfern bleiben ebenfalls unvergesslich. Langjährige Freundschaften entstehen. Doch trotz guten Willens, Geldspenden und großer Anstrengungen stößt Christine Lindemann an Grenzen. Es tun sich vor Ort immer neue Probleme auf: „Früher war ich sehr schnell mit Urteilen bei der Hand, fast dogmatisch. Heute schaue ich genauer hin, bevor ich was sage. Man kann viel bewirken, wenn man erst mal an sich selbst und seiner Einstellung arbeitet“ erzählt sie. Auch innerhalb Deutschlands ist die vielseitige Frau in dieser Zeit oft beruflich unterwegs und lernt jede Menge interessante, engagierte Menschen kennen.

Vom Lehramt zur Astrologie

Ausschnitt aus der Darstellung einer Sternenkonstellation, Foto: Annette Mertens

Ausschnitt aus der Darstellung einer Sternenkonstellation, Foto: Annette Mertens

Nach einem Bandscheibenvorfall mitten in einer Lebenskrise beschäftigt sich die Dortmunderin mit dem Thema Psychosomatik und entdeckt dabei die Astrologie für sich. Sie liest alles, was sie über dieses Thema finden kann, besucht viele Seminare und entschließt sich, immer tiefer in dieses Thema einzusteigen. Aus der anfänglichen Faszination wird Berufung: Bereits seit fünfzehn Jahren arbeitet die Freiberuflerin als Fachastrologin mit eigener Praxis in Dortmund.

Unser Interview startet sie mit einem Geburtshoroskop für mich. Mit großem Staunen bemerke ich die Treffsicherheit. Wir begegnen uns heute zum ersten Mal: Das, was sie mir über mich erzählt, kann sie nicht wissen. Details meiner Persönlichkeit beschreibt die Fachastrologin punktgenau. Dieses Wissen ist weder beliebig übertragbar noch kann sie es bei einer Recherche über mich herausgefunden haben. So manches erscheint in neuer Perspektive. Die Skeptikerin in mir verstummt beeindruckt.

„Die Astrologie dient als hilfreiches Werkzeug für Menschen, um ihre Talente und Fähigkeiten zu entdecken. Sie stellt eine positive Stärkung der vorhandenen Ressourcen dar“ ergänzt Christine Lindemann. Die Verbindung von Astrologie und Spiritualität, besonders die christlichen Traditionslinien der Astrologie sind ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit.

Die Praxis am Ostwall, Foto: Annette Mertens

Die Praxis am Ostwall, Foto: Annette Mertens

Neben astrologischen Beratungen für alle Lebenslagen hält sie bundesweit Vorträge, leitet Seminare und unterrichtet über astrologische Themen. Als Autorin veröffentlicht sie in diesem Jahr ihr drittes Fachbuch. Zu ihren Interessen zählen Film, Kino, Musik, Tanz, Ballett, Natur, alternative Heilmethoden, Dortmund und das Ruhrgebiet. Ehrenamtlich engagiert sie sich in der St.Petri-Nicolai-Gemeinde und in der Citykirche in den Bereichen SeniorInnenfreizeiten, Sitz-Tanz-Rhythmus-Gruppen, Mitwirkung an Gottesdiensten und Veranstaltungen.

Den Kindheitstraum wahr werden lassen

Vor der Praxis am Ostwall, Foto: Annette Mertens

Vor der Praxis am Ostwall, Foto: Annette Mertens

Ihren Traum vom Tanzen lebt Christine Lindemann beim Tango Argentino, Chacha, Flamenco, oder auch alleine in der Küche. Mit dem Seniorentanztheater des Schauspielhauses stand sie bereits in einer Gruppe von etwa 28 Tänzern auf der Bühne.

Ihr Lebensmotto:

„Nicht mitzuhassen, mitzulieben bin ich da“ aus „Antigone“ von Sophokles.
„In Altgriechisch hört es sich besser an“ fügt die sympathische Dortmunderin mit einem Schmunzeln hinzu.

Infos unter www.astrologie-im-revier.de

Text: Annette Mertens
Fotos: Susanne Beimann (Portrait) + Annette Mertens

Sternenguckerin

35 Gedanken zu “Sternenguckerin

  1. Pingback: „Kein Willze, Kannze, Musse“ | Ruhrköpfe

  2. Was für eine sympathische, interessante Frau und was für ein reiches, buntes Leben stellst du uns da wieder vor! “ Man kann viel bewirken, wenn man erst mal an sich selbst und seiner Einstellung arbeitet“
    ist neben dem Titelleitgedanken ein tolles Lebensmotto! Dank für’s lebendige Vorstellen! LG Petra

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    • danke, liebe Petra. Mich hat sie damit auch sehr begeistert. Deshalb musste ich diesen Beitrag aus den Anfängen meines Blogs in 2014 unbedingt noch mal neu veröffentlichen. Christine hat damals noch nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie mit ihrer tollen Art verdient hat und ist jetzt schon an die zwanzig Jahre damit selbstständig. Liebe Grüße, Annette
      P.S. Ich hoffe, Christine liest mit :-)

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  3. eine interessante person, die ich auch gern mal kennenlernen würde. leider doch ein bisschen weit weg dafür ^.^ ich finde astrologie schon ein spannendes thema, obwohl ich da auch eine gewisse skepsis an den tag lege. grundsätzlich finde ich aber den umgang mit dingen immer wichtig. vieles kann helfen um erkenntnis zu erlangen, die frage ist immer, was man dann damit macht. auf jeden fall würde mich so ein umfassendes geburtshoroskop ebenfalls interessieren.

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  4. Sehr interessant. Ich bin Hobby-Astrologin seit vielen Jahrzehnten! Horoskope erstelle ich nur, wenn ich die genauen Daten habe und ich verwende es auch nur für mich, um Menschen besser zu verstehen oder Handlungsweisen besser deuten zu können. Auch Partnerschaften sind sehr interessant unter dem Aspekt „Astrologie“. Liebe Grüße nach Dortmund!

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  5. Eine bemerkenswerte Frau, die wirklich in die Dinge einsteigt, die sie interessieren.
    Ich habe mir mal eine Karte über meine Geburtskonstellation machen lassen, das war sehr interessant und hat mir Einsichten über mich selber gegeben und auch manches erklärt, was mich beunruhigt hat. Alles in allem war es eine Hilfe.

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  6. Ich mag das Sophokles-Zitat sehr und deinen Artikel über diese spannende Frau und ihre Arbeit. Ist es nicht unglaublich was die Sterne alles zu erzählen haben?! Aber ich gebe zu, ohne fachfrauische Kenntnisse gerät das Ganze schnell zu einer Scharlanterie, aber denen müssen wir ja nicht lauschen.
    Liebe Annette, ich wünsche dir einen schönen Sonntag, hier scheint die Sonne, Ulli

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  8. Oh, danke. Endlich mal (wieder) ein guter Artikel über Astrologie und gegen die allgemeine Verdummung zu diesem Thema! „Sterne machen geneigt, aber sie zwingen nicht“, ist eine holprige Übersetzung eines Zitats/Sprichworts, dessen Ursprung ich nicht kenne, aber genau das trifft es. Und Radix-Astrologie ist eine hochspannende Sache.
    Diese abgebildete Sternenkonstellation: Sie hängt an der Wand in der Praxis, richtig? Wer hat die gemalt?
    Sonntagsgrüße – Christiane

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