#Ruhrköpfe in eigener Sache: Trauer – ein Tabuthema?

Bloggerin Silke, 34 Jahre, verlor vor knapp vier Jahren ihren Lebenspartner  – und damit auch ihr altes Leben. Mit ihrem Blog „In-lauter-Trauer“ gibt sie Trauernden einen Raum, in dem sie über Trauer und Tod sprechen können, denn, wie sie schreibt, „Die Beschäftigung mit dem Tod ist immer auch eine Auseinandersetzung mit dem Leben“.

Auf ihrem Blog hat sie zum 27. Februar 2017 dazu eingeladen, über die eigenen Erfahrungen mit Trauer zu schreiben: Alle reden über Trauer – Ein Tag, viele Blogger, viele verschiedene Facetten von Trauer.

Vielen Dank, liebe Silke.

Schaut  am besten einfach mal bei ihr vorbei, denn es gibt jede Menge Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Meinen Beitrag findet ihr heute schon hier:

Südwestfriedhof, Foto: Annette Mertens

Friedhof in Dortmund, Foto: Annette Mertens

Bis zu diesem Moment vor einigen Jahren hielt ich meine Herzensmenschen und mich für so etwas wie unsterblich. Während meines dreiwöchigen USA-Aufenthaltes, verstarb mein Ex-Lebensgefährte zuhause in Deutschland plötzlich und unerwartet im Alter von 35 Jahren. Ich erfuhr davon einen Tag nach meiner Rückkehr aus den Staaten. Die Trauerfeier mit Feuerbestattung hatte etwa eine Woche zuvor stattgefunden.

Die Obduktion, die aufgrund seines Alters vorgenommen wurde, ergab:

Verschleppte Herzbeutelentzündung

Ohne es damals zu wissen, befand ich mich in der ersten Phase der Trauerbewältigung: Im Schockzustand. Ich konnte und wollte mir nicht vorstellen, dass es ihn nicht mehr gibt. Die Nachricht fühlte sich wie ein schlechter Scherz oder eine Verwechslung an. Obwohl wir schon seit einigen Jahren nicht mehr zusammen waren, zählte er zu diesem Zeitpunkt zu meinen engsten und wichtigsten Freunden. Ich sprach mit seinem Großvater, der mir, mit Tränen in den Augen, den Tod seines Enkels bestätigte. In der Hoffnung, diesen Abschied für ‚immer‘ realisieren zu können, fuhr ich allein zur Grabstätte der Familie. Da seine Bestattung erst kürzlich stattgefunden hatte, stand sein Name noch nicht auf dem Grabstein. An der kleinen, frischen Erderhebung konnte ich erahnen, dass sich hier seine Urne befindet. Ich kauerte davor und verspürte keinerlei Bezug zu dieser letzten Ruhestätte.

Wie sollte mir dieser Ort helfen, die Realität zu begreifen?

Am liebsten hätte ich die Urne ausgebuddelt und seinen Namen gerufen: „Hey bist du da drin? Geht es dir gut, wo du jetzt bist?“, was ich natürlich nicht tat.

In den nächsten Wochen und Monaten dachte ich viel an meinen verstorbenen Freund, sprach oft mit Freunden, die ihn zum Teil ebenfalls persönlich kannten. Das tat mir sehr gut. Sie ertrugen meine Trauer, meine Tränen und ich ihre. Ich bin froh, diese Menschen heute noch zu meinen engsten Freunden zählen zu können (Danke, dass es euch gibt!).

Isle of Islay, Foto: Annette Mertens

Isle of Islay, Foto: Annette Mertens

Der Alltag ging weiter

In der Folge beschäftigte ich mich intensiv mit Trauer und Trauerbewältigung, denn mir begegneten auch Menschen, die meinten, nach einigen Wochen müsste ich doch endlich mit diesem Thema durch sein, was ich definitiv nicht war.

Heute weiß ich um die Bedeutung und die Wichtigkeit des Trauerjahres, das leider aus der Mode gekommen ist, denn es passt nicht gut in unsere schnelllebige Zeit, in der wir häufig möglichst einwandfrei funktionieren sollen. Für mich war es sehr wichtig, neben meinem normalen Alltag, alle Geburts- und Feiertage, ja, sogar die Jahreszeiten einmal komplett zu durchleben. Danach wurde es leichter und ich realisierte, dass er in meinen Gedanken, in meinem Herzen immer bei mir sein würde und es heute noch ist.

Der Verlust veränderte mich

Sein Tod sollte nicht umsonst gewesen. In den folgenden Jahren krempelte ich mein Leben um. Mir wurde bewusst: Wir wissen alle nicht, wie viel Zeit wir haben. Ich hörte auf, längst überfällige Veränderungen und Träume auf später zu verschieben. Dazu zählte die, bis dahin, immer wieder hinausgezögerte Reise nach Neuseeland, die Kündigung meines Jobs als Sozialarbeiterin einige Jahre später, der darauf folgende Motorradführerschein, der Schritt in die Selbstständigkeit als Systemischer Coach, dieser Blog und noch so vieles mehr, das hier den Rahmen sprengen würde. Mein Motto seither: Life is short – take the scenic route. Das Leben ist kurz und zu kostbar, um es langfristig mit Dingen oder Menschen zu verplempern, die uns nicht gut tun, denn keiner weiß, wie viel Zeit uns bleibt.

Trauer hat nicht immer etwas mit dem Tod zu tun

Eine zerrüttete Beziehung, eine zerbrochene Familie, Verlust des Arbeitsplatzes, Flucht, Ortswechsel aufgrund beruflicher Zwänge, gescheiterte Träume, ein entlaufenes Haustier, schwere Krankheit, Amputationen oder Zahnverlust etc. Es gibt viele Situationen, in denen wir,  in sehr unterschiedlicher Intensität, mit diesem Gefühl konfrontiert werden. Welche Gründe fallen dir dazu ein?

Du suchst Unterstützung bei deiner eigenen Trauerarbeit? Du erreichst mich über www.annettemertens.de

Text+Fotos: Annette Mertens

Rombergpark Dortmund, Foto: Annette Mertens

Rombergpark Dortmund, Foto: Annette Mertens

Sie ertrugen meine Tränen und ich ihre

107 Gedanken zu “Sie ertrugen meine Tränen und ich ihre

  1. Von wem soll ich erzählen? Die Toten sind so viele. Soll ich von Trennungen erzählen, von Sterbenden? Oder von denen, um die ich gerade bange, den Kranken? Viele von ihnen vermisse ich: ihre Lebendigkeit, ihre Nähe, ihre Hilfe bei manchen Dingen und ebenso das, für das sie mich brauchten.
    Oder soll ich von der Angst erzählen um die, die sind? Die Leben, jung und risikofreudig? Nein, diese Angst ist größer, wenn ich mich auf sie einlasse, schnürt sie mir die Luft. ab.
    Nein, ich will nicht von der Angst erzählen und nicht die Toten aufzählen. Ich will erzählen, wie sie lebten und leben: Wer mag, komme mit hinaus ins Freie, in die Natur. Unter Bäumen, gefüllt mit Vogelstimmen, spazierengehen und an das Zauberwort Leben denken. Das freilich, abrupt, abbrechen kann – aber doch ist! Uns atmen, leben, Wärme geben heißt!

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  2. Ja, Thema sterben tauchte normalerweise in meinem Leben nicht auf. Nach dem Tod der Mutter vor 5 Jahren hatte ich den ersten nahen Kontakt mit dem Thema. In diesem Zuge haben meine Frau und ich eine Patientenverfügung und unser Testament hinterlegt. War schon komisch sich damit zu beschäftigen. Dann wuchs wieder Gras drüber. Vor einem Jahr verstarb ein sehr enger Freund von uns an einem Herzinfarkt. Nur wenige Tage vor der Beisetzung erhielt ich die Horror Nachricht: Krebs ! Seid dem ist mein Leben völlig durcheinander und nichts ist wie es einmal war. Bei der Beerdigung hab ich geheult wie ein Schloßhund. 3 Tage danach hatte ich meine erste Tumor Operation. Jeder Mensch geht ja anders damit um, aber wenn es einen selber bedroht sieht das nochmal ganz anders aus.
    In diesem Sinne, ich genieße das Leben jetzt viel mehr. Gehabt euch wohl. Gruß Andreas

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    • Hallo Andreas,
      eine Katastrophe nach der anderen. Das verschlägt mir die Sprache. Kaum vorstellbar, wie du dich dabei gefühlt haben musst. Wie geht es dir heute?
      Danke für deinen Besuch und deinen ausführlichen Kommentar. Ich habe gelesen, dass du auch Motorrad fährst und werde deinem Blog weiter folgen. Auf bald und viele Grüße aus dem Ruhrgebiet, Annette

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      • Hallo Anette,
        Ja mir geht es gut, danke der Nachfrage. Am 2.1.19 habe ich die nächste Nachsorge Untersuchung. Ist immer ein schwerer Angang. Da muss ich durch. Soweit ist erstmal alles gut. Das Motorrad steht warm und trocken im Winterlager. Wenn alles passt werde ich Ende Januar nochmal operiert und kann im Frühjahr wieder fahren.
        Ich wünsche dir besinnliche und erholsame Feiertage und komm gut in das neue Jahr . Gruß aus Hamburg Andreas

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  3. Liebe Annette, ich freue mich, dass Du mir den Link zu deinem Artikel gemailt hast, damit ich ihn in aller Ruhe lesen kann, was ich gerade getan habe. Interessant ist auch das schöne Winterfoto vom Friedhof! Gefällt mir.
    Ich verstehe dich so gut, dass du am liebsten die Urne ausgebuddelt hättest um zu rufen und zu spüren: wo ist er denn nun, dein Freund. Achja! Tut mir so leid zu lesen, dass er so früh sterben musste.
    Und dass du dein Leben lebst mit deinem großartigen Motto! Life is short …

    Aber es dauert eben mit dem Traurig-sein … ich hätte es auch nie für möglich gehalten. Ein Jahr ist ein Jahr und es tut gut, es zu durchleben.

    Ich wünsche dir viel Freude bei deinen Reisen auf dem Motorrad … großartig wie Du Deine Träume umgesetzt hast. Herzlich. Petra

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  4. Eine tröstliche (?) Formulierung: Die Beschäftigung mit unserer Sterblichkeit ist immer auch eine Auseinandersetzung mit unserem Gefühlsalltag… ich wiederhole es mit meinen Worten.

    In den letzten drei Monaten erweckte ich die Verse der Mascha Kaléko zu Bildern und Objekten. Da war es unumgänglich in ihre damalige Zeit, in ihr Leben zu tauchen. Ein Satz aus einem Vers klang in mir nach: „Bedenke, den eigenen Tod, den stirbt man nur, doch mit dem Tod der anderen muss man leben.“ Mascha Kaléko 7.6.1907 Galizien.

    Es ist nach meiner Erfahrung eine Frage der Mentalität, wie man mit dem Tod umgehen lernt. In jungen Jahren, ich war etwas über 20, lernte ich über meinen Schwager einen Sizilianer kennen, der mich nebenbei erwähnt verehrte. Dabei schrieb er ellenlange Verse, die mein Schwager übersetzte. Es waren himmelhoch jauchzende, zu Tode betrübte Worte und Sätze. Die Mentalität der Italiener lässt das Nebeneinander zu. Hier lebt man mit der Sterblichkeit…

    …es bleibt die Lücke, es fehlt jemand mit Stelle, Bedeutung und Wärme in unserem Dasein.

    Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende und
    sende herzliche Grüßle, Heidrun

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  8. Ein sehr guter Text, Annette. Wie Elke, kann ich nur sagen, den hätte ich gerne vor langer Zeit gelesen.
    Frisch verheiratet, wurde ich mit gerade 25 Jahren eine Hinterbliebene. Seit dem, den größten Teil meines Lebens, kreuze ich immer verwitwet an. Daneben gehört ein Kästchen für PTS (Post-Traumatisches Belastungssyndrom) Mein Mann würde brutal überfallen, ausgeraubt und erschossen. Um selbst zu funktionieren/überleben habe ich absolut dicht gemacht. Ein wenig befreit es, hier und jetzt dieses zu schreiben.
    Dina x

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  9. Liebe Annette,

    Dein Beitrag erinnert mich daran, dass der plötzliche Tod meiner Mutter – der rückblickend gar nicht so plötzlich war – nun bald elf Jahre her ist. Ich kann nur bestätigen, dass der Tod eines geliebten Menschen einem bewusst macht, wie wertvoll die Zeit ist, die uns bleibt, wie ungewiss. Und wie wertvoll Menschen sind, so lange sie da sind. Wir schauen viel zu wenig hin – auf unsere eigenen Bedürfnisse, aber auch auf die anderen. Viele Menschen werden zu einer Funktion in unserem Leben, und wir glauben, das reicht und ist besser. Aber als volle Menschen, auf die man aufpasst und die auf einen aufpassen, als Teil der wertvollen Zeit, die man hat, sind sie viel großartiger für uns und wir für sie.

    Wahrscheinlich sollte ich über diese Zeit auch schreiben, denn bisher habe ich meine Gedanken dazu nicht in dem Maße uncodiert aufgeschrieben, wie ich das sollte – obwohl der Verlust und das daraus Gewonnene mich seither beeinflusst. Den Tod aus unseren Gedanken verbannen macht unser Leben nicht besser, es lässt zu, dass wir nicht bewusster, nicht intensiver leben. Der Verlust ist schlimm, aber er erinnert uns daran, dass gerade die, die uns lieben und denen wir wichtig sind, nicht möchten, dass wir „so“ leben, vor uns hin leben bis hin zu nur existieren. Sie wollen, dass wir das Leben und unsere Lieben umarmen und uns annehmen.

    Himmel, ich ufere aus.

    Vielen Dank für diesen Beitrag, der auch eindringlich zeigt, dass wir uns an diese Momente, diese Erkenntnisse immer wieder erinnern sollten (oder eher: Das Bewusstsein dafür in mir angestubbst hat).
    Talianna

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    • Liebe Talianna, vielen Dank für deine ausführlichen Kommentar. Alles hat seine Zeit und wenn ich mit meinem Beitrag bei dir dazu beitragen konnte, freue ich um so mehr, daß ich mich getraut habe, dieses doch sehr persönliche Thema hier zu veröffentlichen. Danke dir und liebe Grüße, Annette

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  10. Pingback: #Ruhrköpfe in eigener Sache: Trauer – ein Tabuthema? – Es wird Zeit, dass es Zeit wird.

  11. Liebe Ulrike! Da geht niemals ganz vorbei und ich denke, das soll es auch gar nicht! Den jeder, der intensive Erfahrungen mit dem Tod macht, wird dadurch verändert – für den Rest seines Lebens! Die unbeschwerte Naivität und trügerische Sicherheit sind verschwunden und kommen in dieser unschuldigen Art auch nicht zurück. Aber das ist auch gut so! Denn, wie Du schreibst: Es gibt uns die Chance, unser Leben nicht mehr ,,aufzuschieben“! Und , wobei ich Dir auch beipflichte, wir müssen zulassen können, dass diese Todeserfahrung weh tut. Weil der Tod nun einmal – leider, leider zum Leben dazugehört! Ich bin damit nicht einverstanden, aber nehme es, wie auch die überaus erfreuliche Tatsache, dass ich in einem der privilegiertesten Ländern dieser Erde aufgewachsen bin, hin…
    Big Hugs, Nessy

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  12. Ein sehr berührender und ehrlicher Beitrag; vor allem auch hinsichtlich der Dauer von Trauer. Ich verarbeite alles beim Schreiben. Über zehn Jahre lang habe ich beispielsweise Briefe an meinen verstorbenen Großvater geschrieben; bis ich irgendwann merkte, dass ich es nicht mehr brauchte.

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  13. Trauer,leider komme ich mit Trauer nicht so zu recht.Es ist schrecklich zu sehen,dass man einige Dinge nicht ändern kann ,wie den Tod.Er ist unberechenbar.Nie weiss man ,wann er zuschlägt.Daher bin ich der Meinung,dass man versuchen soll,glücklich zu sein.Leute ,die immer auf das Morgen warten:später werden wir….bemitleide ich.Jedenfalls sollten wir versuchen ein glückliches Leben zu führen,damit wir,wenn wir gehen,keiner trauern muss,denn er weiss,dass wir ein gutes Leben hatten.Natürlich sieht Glück für jeden anders aus :) Liebe Annette ,ich wünsche Dir das Allerbeste.

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  14. Danke fürs Teilen deiner Geschichte. Ich habe meine Trauer mal in einem Blogartikel und in einer Kurzgeschichte verarbeitet. Auch als mein Ex-Schwiegervater im Sterben lag, schrieb ich darüber.

    Trauer – vor allem bei Verlust – ist für mich immer auch wieder ein In-Erinnerungen-Kramen. Das hat etwas Schönes bei all der Trauer, es holt gemeinsame Momente wieder ans Licht und lässt sie lebendig werden. Und mit der Zeit werden die Bilder bunter, die Gefühle sind nicht mehr nur bei der Trauer über den Verlust, sondern auch bei der Freude über das Geschenk der Beziehung.

    Aber ja, es gibt auch andere Formen von Trauer. Trauer darüber, wenn liebe Menschen leiden, Trauer über verpasste Chancen, Trauer über unschöne Auseinandersetzungen… ab und an auch Trauer über das Leben, das sich oft garstig zeigt.

    Trauer ist wichtig und nötig, denke ich, ohne sie gäbe es die Freude nicht. Ich bin der festen Überzeugung, dass alles immer einen Gegenpol braucht. Das macht es nicht einfacher, mit Trauer umzugehen, aber sie bekommt dadurch irgendwie einen Sinn.

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    • Hallo Sandra, vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. „In Erinnerungen kramen“ – ja das trifft es gut und dabei kommen jede Menge schöne Erinnerungen zutage :-) Hast du deine Texte über Trauer in deinem Blog veröffentlicht?

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  15. Ein wirklich sehr interessanter Beitrag. – Ich denke, im Trauern gibt es kein richtig oder falsch. Es fehlt allerdings vielen Leuten die Fähigkeit, dies zu akzeptieren. Auch zu akzeptieren, daß man dann „anders drauf ist“. Und dann erlebt man noch diejenigen, die professionell damit zu tun haben und den Tod eher mechanisch sehen. Eine Hilfe sind auch die nicht.

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  16. Liebe Annette, danke, dass Du diesen sehr persönlichen Beitrag mit uns geteilt hast. Du hast ihn, wie der Zufall es wollte, zu einer Zeit veröffentlicht, die auch für mich gerade nicht leicht ist. Mein Vater ist ganz plötzlich und unerwartet sehr schwer erkrankt. Ich habe meinen Sohn eine Woche aus der Schule genommen, um während der kritischsten Phase bei meiner Familie zu sein. Dadurch konnten wir einige vereinbarte Termine nicht wahrnehmen und ich habe ganz offen den Grund dafür genannt. Dabei habe ich festgestellt, dass viele sehr viel Anteilnahme zeigen und einige sogar ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Die Gespräche tun mir sehr gut. An dem Spruch „Geteiltes Leid ist halbes Leid“ ist tatsächlich etwas dran. Es fällt leichter, so etwas zu verarbeiten, wenn man darüber redet. Liebe Grüße, Peggy

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    • danke dir, liebe Peggy, auch dafür, daß du in dieser Zeit meinen Blog besuchst. Ich wünsche dir/euch viel Kraft und alles Liebe Ich hoffe, du gönnst dir selbst genug Pausen auch für schöne Dinge :-) Liebe Grüße, Annette

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  17. Liebe Annette, das Thema macht mich immer nachdenklich. Um was trauert man eigentlich, wirklich um die verstorbene Person oder um den eigenen Verlust, das Gefühl, allein gelassen worden zu sein, ..die Grenzen verschwimmen sicher. Ich empfinde es als ein sehr wichtiges Thema und meiner Meinung nach verschwindet Trauer nie, es verändert nur sein Gesicht. Liebe Grüße, Ann

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  18. Diesen Artikel hätte ich schon eher gebrauchen können. Nach dem Tod meiner Mutter habe ich nur funktioniert und nach dem Tod meines Vaters auch. Beim Tod meiner Mutter war ich erst 22 Jahre und bei meinem Vater 39. Ich habe es nie richtig gut verarbeitet. Danke für diesen tollen Artikel . lg, Elke

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  19. Danke liebe Annette, für deine offene Erzählung.
    Sie berührt durch ihre Offenheit.
    Sie macht Mut, sich die Zeit für intensive Trauerarbeit zu nehmen.Mir als begeisterter Verdrängerin gibt das viele Denkanstöße.
    Da wir es doch eigentlich wissen, ist es erstaunlich, dass wir Menschen oft einen solchen Anlass brauchen, um wirklich zu realisieren dass wir nie wissen wie lang wir hier sein dürfen. Auch mir ist es so ergangen.
    Toll wie viele radikale Veränderungen du für dich geschafft hast und intensiv genießt.
    Und diese Erfahrung auch an andere Menschen weitergibst.
    Ich wünsche dir dabei stets den Schwung und die Kraft, die du ausstrahlst.
    Liebste Sonnenscheingrüße

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  20. Vielen Dank für diesen intensiven und wichtigen Beitrag und den Link zu Silkes Blog.
    Das passte zu meinem gestrigen Beitrag – so lächelte ich gerade ob dieses „Zufalles“.

    Bei mir ist es schon länger her. Doch erinnere ich mich wohl ewig daran.
    Ein wichtiges Thema ist für mich:
    Wie können Menschen behaupten, man dürfe nicht trauern, nur weil das Verhältnis zwischen Vater und Tochter (oder anderen Familienmitgliedern) nicht liebevoll eng war?
    Ich hatte damals zehn Jahre lang herausgearbeitet:
    Liebe fragt nicht nach Recht, auch nicht nach dem Sinn dieser.

    Den Blog von Silke sehe ich mir später noch genauer an.

    Herzliche Grüße
    Sylvia

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    • vielen lieben Dank für deine Rückmeldung. Ich war auch überrascht, dieses Thema zeitgleich auf deinem Blog zu finden. Es kam so passend :-)

      Es sagt etwas über die Menschen aus, die dir das vorwerfen: Ertragen sie deinen Schmerz nicht oder fühlen sich darüber von dir vernachlässigt?

      Liebe Grüße, Annette

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  21. Danke für deine Ehrlichkeit. Die Resonanz auf Silkes Aufruf zeigt wie wichtig dieses Thema ist und wie wenig wir ihm Raum geben. Danke für deinen persönlichen und berührenden Beitrag!
    Grüße,
    Jenny

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  22. liebe annette, trauer ist ein thema, das in der heutigen zeit verdammt wenig platz hat. ich weiß auch nicht, warum soviele menschen überhaupt keinen zugang dazu haben und so wenig empathie in sich tragen. es ist wirklich schlimm, was für eine erfahrung du da machen musstest, aber es ist gut zu sehen, dass du zumindest für dein leben geschafft hast, etwas gutes daraus zu ziehen und dass du das auch versuchst weiterzugeben. das ist auch meine bestrebung. denn das schlimmste was es meiner erfahrung nach bei trauer gibt, ist das gefühl, allein zu sein und nicht verstanden zu werden, nicht „normal“ zu sein in seinem schmerz.

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    • danke sehr, liebe Paleica, so schlimm es damals war, habe ich immer versucht, daraus etwas zu lernen. Dafür bin ich heute sehr dankbar, denn es macht mich zu der Frau, die ich heute bin. Egal, was andere sagen, wir fühlen, was wir fühlen. Die Resonanz hier und auf Silkes Blog zeigt uns, wie viel Bedarf die Menschen haben, über ihre Trauer zu sprechen bzw. zu schreiben.
      Und da bei all der Trauer das Lachen und der Humor auch ihren Raum finden dürfen und heute Rosenmontag ist, gibt es jetzt einen Link zu Loriots Frühstücksei: „Vielleicht stimmt da mit deinem Gefühl was nicht“ ;-)

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  23. Ein sehr tiefer Beitrag, liebe Annette, dafür Danke. Momentan mehren sich Todesfälle, privat und hier im Bloggerland, die uns immer wieder schmerzlich daran erinnern, sorgsam und bewusst mit der uns geschenkten Zeit umzugehen.

    Herzlich,
    Anna-Lena

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  24. Diese Geschichte brachte mir eine Gänsehaut nach der anderen .
    Traurig !
    Trauer , jeder geht anders damit um.
    Ich trauer sehr um meinen Vater , aber dieser Friedhof , dieses Grab …ist ein furchtbarer Ort für mich und ich brauch das auch nicht zum trauern. l.g.Anja

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  25. Liebe Annette! Mein Bruder (den ich unglaublich stark liebte) ist kurz vor der Geburt von meinem Sohn gestorben…Ich durfte damals diese Balance zwischen Leben und Tod so nah und tief erleben! Dankbarkeit für ein neues Leben und Unverständnis für den Tod! Und doch….es hat mir geholfen!
    Trauer hört im Herzen nie auf…und das ist gut so!
    Danke für deinen sehr persönlichen Beitrag…er hat mich berührt und ich habe mich sehr gerne berühren lassen <3 ! Alles Liebe – Karin

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  26. Liebe Annette,
    vielen Dank für diesen sehr privaten und offenen Blog. Deine Worte berühren mich wirklich sehr, da ich den Verlust meiner Eltern, meiner besten Freundin betrauert habe/immer noch betrauere. Die Bewältigung von diesen Ohnmachts- und Verlustgefühlen ist unheimlich schwer für mich und sie dauern seine Zeit … Durch diese Verluste und durch die Verluste die mir meine MS beschert, versuche auch ich bewusst und im Jetzt zu leben…
    Herzliche Grüße, Deine Christine 💕

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  27. Danke für Deinen berührenden Beitrag, auf den ich auch gerne ein Echo geben möchte, und nicht nur ein like ;-) Mein „erster Toter“ war vor bald 8 Jahren mein Vater. Ich habe nie das Gefühl gehabt, er wäre nicht mehr da… darum kann ich hier eigentilch gar nicht mitreden. Seit zwei Jahren mache ich Sterbebegleitung bei meiner Mutter, bin rund um die Uhr jeden Tag und ede Nacht „dicht dran“… es hat mich verändert, hat meinen Blick auf das Leben noch klarer gemacht… Um es mit Rilke zu sagen: Hier zu sein ist so viel. – Alles Liebe, Ajana

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  28. Meine Mutter starb 2010 völlig unerwartet. Davor hatte ich keine Erfahrung mit dem Tod. Ich dachte, ich komme nie darüber hinweg. Ich dachte auch, mein Vater würde an gebrochenem Herzen sterben. Mein Vater lebt immer noch. Mein Bruder und ich sind näher zusammen gerückt. Wenn ich Raben sehe, denke ich an meine Mutter. Gerade im Herbst und Winter sind die Vögel überall. Irgendwann möchte ich eine Ausbildung in Trauerbegleitung machen. Wir müssen uns alle früher oder später mit dem Tod auseinandersetzen. Und dann sind Dinge wie Noten, Job, Performance, Aussehen völlig nebensächlich. Meine Meinung.

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  29. So wie es mir schwerfällt, nicht nur hier, „like“ zu drücken, wollte ich auch nicht schreiben „toller Beitrag“. Den Tod zurück ins leben holen….; wer sagte das noch gleich? Wer bestimmte wie lange wir trauern dürfen?
    Die Tage las ich in einem Essay einer jungen Krankenschwester in „bento“: “ Den ersten Toten vergisst man nie.“ Ich bin auch eine Krankenschwester und mein erster Toter begleitet mich nun seit 43 Jahren. Gustav war ein alter, kriegsversehrter Mann. Ihm fehlte der rechte Unterschenkel samt Fuss. Die Geschichte mit Gustav hat mein ganzes Pflegeleben massgeblich beeinflusst und ich könnte sagen, wenn es nicht überhaupt eine unsinnige Aussage seie, sein Tod war nicht umsonst. Seit Gustav stehe ich dem Tod gelassen gegenüber, nicht aber den Räumen in denen sterben lebt. Gustav`s Sterben schreibe ich jetzt nieder und stelle es morgen in den oben genannten blog. LG Ruth

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    • Hallo liebe Ruth,
      vielen Dank für deine offenen Worte. Von wem das Zitat stammt, weiß ich leider nicht. Sterben und Tod gehören zum Leben wie die Geburt, auch wenn sich diese Haltung in unseren Breitengraden zum Tabu entwickelt hat.
      Ich bin gespannt auf deinen Beitrag und werde morgen in Silkes Blog danach suchen.
      Liebe Grüße, Annette

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  30. Ein berührender und informativer Bericht liebe Annette. Ich habe letztes Jahr anfangs Mai völlig überraschend meine drei Jahre jüngere Schwester (JG 45) verloren, die im fernen Kuala Lumpur lebte. Zum Glück kann ich sie wenigstens in der Nähe auf dem Friedhof des Dorfes, wo wir aufgewachsen sind besuchen.
    Von meinen 4 Geschwistern leben noch meine älteste Schwester und ich. Mit der Trauer und ihrer Bewältigung geht jeder Mensch anders um. Die Einen kommen damit zurecht, andere nicht. Deshalb finde ich es toll, dass Menschen, die Hilfe brauchen, dich kontaktieren und deine Hilfe in Anspruch nehmen können. Einen lieben Gruss nach Dortmund.
    Ernst

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  31. Ich möchte nicht auf gefällt mir drücken, weil es es ein berührender Text und Thema ist. Die Vergänglichkeit habe ich durch eine Sterbebegleitung erlebt. Sechs Jahre mit Schmerzen und Morphium, wissen das der Krebs nicht heilbar ist, bewegt einen. Was mir daraus geblieben ist? Das trotz allem die Freude an jedem Tag nicht verloren ging. Deshalb war die Beerdigung mehr eine fröhliche Abschiedszeremonie, als ernst.
    Es ist nicht nur das wir uns nicht mehr mit dem Trauerjahr beschäftigen, sondern auch das wir wie in einem ICE unser Leben gestalten. Kleine Atempause im Alltag, helfen sich wieder auf das Wesentliche zu besinnen.
    Und ich kann Menschen nicht verstehen, die ihr Leben nicht mögen, Langeweile verspüren, immer dem nächsten Hype hinter herrennnen. Seit dieser Sterbebegleitung ist mir jeder Tag wichtig und lieb, ja ich versuche meine Projekte umzusetzen, aber manchmal lasse ich mich auch dazu treiben, zu viel zu wollen.

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    • danke sehr, liebe Wortsonate. Die Atempausen, von denen du schreibst, gönne ich mir erst, seit ich weiß, wie schnell es vorbei sein kann. Und es sind genau diese Pausen, die mich zu solchen Beiträgen inspirieren.
      Zu viel wollen: Vielleicht muss es genau so sein, um sich immer wieder selbst auszuloten. Nach den Sternen greifen, um es zumindest schon mal bis zum Mond zu schaffen ;-)

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  32. Liebe Annette, ich hatte viel zu früh als Kind die Begegnung mit dem Tod und mache seither alles mit mir alleine aus, aber du hast recht. Die schnelllebige Zeit von heute lässt kaum noch Spielraum. Ich nehme ihn mir trotzdem und wenn ich einigermaßen alles bewältigt habe, setze ich mich hin und schreibe darüber, um mir damit einen kleinen Spiegel in die Seele zu hängen. Dir einen wunderbaren Sonntag!

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    • danke sehr, lieber Arno, Trauer ist sehr individuell und wichtig ist, dass jede(r) den geeigneten Umgang für sich damit findet. Es fühlt sich für mich jedes Mal anders an. Liebe Grüße und für dich ebenfalls einen angenehmen Sonntag, Annette

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  33. Liebe Annette, ein sehr guter und für mich toller Beitrag. Ja Trauer hat viele Gesichter & Seiten. Nur allen gemein ist ihr zulassen und sie mit ins Leben tragen. In dieses einzige Unaufschiebbare. Heute. Jetzt. Hier.

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  34. Guter Text, Annette. Kenn ich alles auch an Reaktionen, und dass man nach ein paar Wochen über den Tod eines nahestehenden Menschen hinweg sein soll, ist doch ein schlechter Witz! Warum wird das ernsthaft immer noch behauptet?
    Mit dem Umkrempeln meines Lebens habe ich begonnen (mein „Löwe“ war das erste kurzfristige Ergebnis). Mal sehen, wohin es mich führt.
    Danke und liebe Grüße
    Christiane

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  35. Dein Beitrag berührt mich gerade besonders. Ich habe letzten Monat meine Frau (nach langer Krebskrankheit) verloren. Zum Schluss ging alles ganz (und viel zu) schnell. Und nun ist alles neu und irgendwie auch nicht. Alles surreal. Deine Zeilen helfen.
    Lg,
    Werner

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