Alles auf Anfang – „Wenn einen etwas stört, muss man aktiv werden
Nach ihrem Realschulabschluss möchte Sabine Schwalbert Bibliothekarin oder Fotografin werden. Sie zählt zum Jahrgang der Baby-Boomer und absolviert statt dessen – trotz Pollen-Allergie und Rückenproblem, eine Ausbildung zur Gärtnerin. Nach ihrer Gesellen-Prüfung steht fest, dass sie in diesem Beruf nicht bleiben möchte.
Sie holt auf dem zweiten Bildungsweg ihr Abitur nach
In der Folge schreibt sie sich für Sinologie und Orientalistik ein, studiert später vier Semester Innenarchitektur in Wuppertal. Weil ihr das alles zu verschult ist, wechselt sie zur Universität Bochum, um dort letztlich in den Fächern Kunstgeschichte, Film- und Fernsehwissenschaften und Anglistik ihre Abschlüsse zu machen. Im Alter von 35 Jahren beendet die Dortmunderin erfolgreich ihr Studium, das sie überwiegend mit einer Nebentätigkeit bei einer großen Blumenmarktkette finanzierte.
Sabine arbeitet weitere anderthalb Jahre als Floristin in einem Blumenladen, bis sie vor etwa zwanzig Jahren eher zufällig beim „Stadt-Anzeiger“, einem lokalen Anzeigenblatt, als freie Mitarbeiterin beginnt.
„Ich bin oft gelandet, wo ich gar nicht hin wollte. Diese Umwege waren immer genau richtig und machten Spaß, obwohl es mich vorher nie interessiert hat“
Kurz darauf ergibt sich für sie die Möglichkeit, parallel beim WDR für verschiedene Internet-Redaktionen zu arbeiten. Außerdem düst sie kurze Zeit als Event-Reporterin durch Dortmund und dreht kleine Filme über interessante Locations unserer Stadt.
Sabine lernt in dieser Zeit ihren späteren Mann kennen, wird schwanger und bringt vor vierzehneinhalb Jahren ihre Tochter Jana auf die Welt.
Der Sender kürzt die finanziellen Mittel von Jahr zu Jahr mehr
Nach fünfzehn Jahren beendet die freiberuflich tätige Journalistin daher kürzlich ihre Arbeit für den WDR. Während dieser Zeit arbeitete sie außerdem an einem Krimi, den sie irgendwann einmal veröffentlichen möchte.
Nach der Zeit beim Sender wechselt die quirlige Dortmunderin nahtlos auf eine Stelle als Integrationsbegleiterin an eine Dortmunder Grundschule und unterstützt dort einen beeinträchtigten Jungen im Unterricht. Parallel arbeitet sie freiberuflich weiter für den „Stadt-Anzeiger“. Das klappt gut, weil sie sich die Zeit dafür meist selbst einteilen kann.
„Mein Leben besteht aus Soll-Bruch-Stellen„
Sabine verändert sich nicht nur beruflich: Vor einigen Monaten trennt sie sich von ihrem Mann und zieht mit ihrer Tochter in eine neue Wohnung. „Ich fing fast wieder bei Null an“, erzählt Sabine und bereut keine dieser Entscheidungen.
„Ich weiß, ich schaffe das“
Neben ihrer Tochter und den vielen verschiedenen beruflichen Tätigkeiten, liegt ihr der Erhalt der wenigen in Dortmund vorhandenen alten Gebäude am Herzen.
„In Dortmund wurden schon zu viele Gebäude großflächig platt gemacht“
Sie gründet gemeinsam mit einigen anderen DortmunderInnen den Verein „Ostwall 7 bleibt“ und rettet mit viel Unterstützung der Bevölkerung das architektonisch bedeutsame Gebäude des alten Museums am Ostwall in der Dortmunder City quasi in letzter Minute vor dem Abriss.

Vorstand „Ostwall 7 bleibt“: v .l. Olaf Greve, 2. Vors. und Jürgen Heester, Schatzmeister, Mitte Sabine, Foto: Sabine Schwalbert/privat
Sabine gehört zu den wenigen Ruhrköpfen, die ich bereits seit einigen Jahren persönlich kenne. Auf meine Frage, woher sie die Kraft nimmt, all diese Projekte zu stemmen, antwortet sie: „Ich bin wie mein Sternzeichen: Ein Stier. Ich bleibe dran, bin ausdauernd und entwickle daraus immer wieder neue Kraft – besonders durch die kleinen Erfolgserlebnisse zwischendurch“.
„Selbst aussichtslose Situationen können klappen, wenn man dran bleibt“
Bei diesem Thema ist sie Feuer und Flamme: „Mich ärgert ganz vieles und vielleicht muss ich doch noch in die Politik gehen – ich hab‘ ja noch Zeit“, erzählt sie lachend. „Ich bin insgesamt selbstbewusster und gelassener geworden. Mir geben diese Erfahrungen eine gewisse Souveränität, dass man das alles schaffen kann. Daher begegne ich neuen Lebensabschnitten mit frischem Schwung und angenehmer Aufregung“.
Das aktuelle Projekt, an dem sie außerdem noch mitwirkt: Der Förderkreis zum Erhalt und zur kulturellen Nutzung von Haus Wenge im Dortmunder Stadtteil Lanstrop. Es ist das einzige erhaltene Adelshaus des 16. Jahrhunderts mit gotischen Formen im Raum Dortmund.
Familie Schwalbert kommt auf den Hund
Auf langjährigen Wunsch der Tochter teilen Sabine und Jana seit November vorigen Jahres ihr Leben mit einem kleinen Wollknäuel namens Chad – ein so genannter Zypern-Pudel, eine Mischung aus Pudel und Terrier, der von Sabine, neben ihren Projekten, den wohlverdienten und wichtigen Auslauf fördert und fordert ;-)
Sabines Träume für die Zukunft: Reisen, besonderes Interesse gilt England, Irland und anderen europäische Ländern. Und irgendwann vielleicht ein 5oer-Jahre-Café eröffnen, denn sie begeistert sich für die Musik, die Kleidung und den Lebensstil dieser Zeit. „Ansonsten darf alles so weitergehen wie bisher, Hauptsache meinem Kind geht es gut und meine Projekte entwickeln sich so gut wie bisher“.
Was ihr besonders am Herzen liegt und sie gerne mit auf den Weg geben möchte: „Es lohnt sich, sich für etwas einzusetzen und sich politisch zu engagieren. Nur so lässt sich etwas erreichen und zwar leichter als gedacht, egal, ob parteilos oder innerhalb einer Partei“.
Text: Annette Mertens
Fotos: Andreas Schröter, Sabine Schwalbert/privat
Ein Leben mit Soll-Bruchstellen, da erkenne ich mich wieder. Ich habe es auch geschafft, wenn auch ganz anders. Mein Respekt vor so viel Mut und Kraft.
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danke dir für deinen Besuch und Kommentar, liebe Frau Momo :-)
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eine spannende geschichte. ich finde es immer toll, wie es im rückblick dann den menschen gelungen ist, entscheidungen zu treffen und ihre lebenswege komplett zu verändern, die passend, spannend sind und gleichzeitig ihre existenz erhalten.
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danke dir, liebe Paleica. Das macht es für mich nach so vielen Portraits auch immer wieder spannend.
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Der Lebensweg einer Frau, die schon an vielen Weggabelungen stand und sich nicht vor Arbeit duckt, sondern sie einfach anpackt und bewegt. Sie wirkt ansteckend!
Liebe Grüße, Emily
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ansteckend, ja, das passt, sie reißt die Menschen m guten Sinne mit :-) Liebe Grüße , Annette
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Ein sehr interessanter Lebenslauf… Mir kommt es so vor, als ob hier ein Mensch vor mir steht, der jetzt endlich einen Sinn gefunden hat, nachdem er vorher doch vieles angefangen hat, was ,,nicht das Richtige“ war. Aber das ist das Schöne an unserer heutigen Zeit – man kann sich ständig weiterentwickeln und sicherlich hat sie dadurch auch viele Erfahrungen sammeln können! Ich wünsche ihr jedenfalls viel Erfolg bei ihren Projekten! Alles Liebe, Nessy
http://www.salutarystyle.com
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danke dir, liebe Nessy :-)
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Da stellst du uns ja eine außergewöhnliche, wandlungsfähige, unternehmungslustige Frau mit prall gefüllten Lebenslauf und viel Vitalität vor! Dank für den erstaunliche Bericht!
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danke dir, liebe Petra, freut mich sehr :-) Liebe Grüße, Annette
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Ein beeindruckender Werdegang einer Frau, die gute Nerven haben muss. In Ulm hat sich eine Initiative gegründet, die der Politikverdrossenheit entgegenwirken will und Themen so aufbereiten will, das die Allgemeinheit versteht. Bürgerimpulse. Vielleicht wäre das eine kopierbare Idee für Dortmund.
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danke dir, lieber Ralf, hier tut sich inzwischen einiges, mal schauen, wovon sich die Dortmunder überzeugen lassen…
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Super Frau kann man da nur anerkennen. Wunderbar und da sieht man mal wieder, das Leben schreibt seine eigenen Wege, Umwege inklusive, die oft notwendig waren, um ein erfülltes Leben zu leben. Danke und liebe Grüße!
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danke dir, liebe Christine :-) Viele Grüße und einen guten Start in die Woche, Annette
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Danke, ebenso 👍😊
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Der Teppichkö.. äh.. Hund ist ja wirklich süß! :-)
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hihi, gerade noch die Kurve bekommen ;-)
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Sie ist wieder einmal der Beweis, dass man sein Leben nicht planen kann…immer offen für Veränderungen sein sollte. Tolle Frau und klasse Bericht von Dir, liebe Annette. LG, Ann
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danke dir, liebe Ann und herzliche Grüße, Annette
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hab einen tollen Tag, liebe Annette!
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Wunderklares Porträt, vor allem die Bruchstellen kamen gut herüber.
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danke dir :-) Liebe Grüße aus der City, Annette
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tolles Portait… die power springt direkt über, so sehr dass ich mir ein Stückchen davon mitnehmen kann… ich denke Sabine mag das ;)
Vielen Dank und liebste Sonnenscheingrüße aus dem Ländle
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super, genau so soll es sein :-D Liebe Grüße aus der sommerlich heißen City, Annette
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Wow! Sabine lässt sich vom Lebensfluss mutig mittragen., resp. rudert kräftig mit. Sehr berührend…☘
Herzlich. Priska
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danke dir, liebe Priska, freut mich sehr :-) Liebe Grüße, Annette
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Klasse! Hut ab!
(Auch der Teppichhund ist ein Hammer! :-D )
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danke dir (der Teppichhund war ein Muß für diesen Beitrag :-D )
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Diese Biografie ist so wechselhaft wie das Wetter. Ich bewundere Menschen, die nicht festgefahren sind und flexibel bleiben. Allerdings muss man dazu schon sehr geerdet sein und ist Sabine offensichtlich.
Eine interessante Persönlichkeit!
Lieben Gruß
Anna-Lena
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danke dir, liebe Anna-Lena :-)
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Diese Frau ist bewundernswert!!
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danke dir :-)
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Eine Frau, die niemals aufgegeben hat. Bemerkenswert!
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danke dir, liebe Erika
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Beeindruckende Frau – zur Nachahmung empfohlen. Ich wünsche ihr weiterhin viel Kraft und auch Glück bei ihren Projekten.
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danke dir. Ja, sie erinnert uns daran, was wir alles bewirken können und ich hoffe, sie liest und genießt die Kommentare hier :-)
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Da ist sicher etwas dran, wann geht das Leben schon mal geradlinig? Was wäre es ohne Brüche. Die Kunst liegt wohl darin, die Hürden zu nehmen.
Liebste Grüße Ela
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danke für deinen Besuch und Kommentar, liebe Ela, ich stimme dir absolut zu. Liebe Grüße, Annette
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Ein toller Bericht und eine tolle Lebensgeschichte, die auch Mut macht, dass Veränderungen nicht immer das Schlechteste sind.
lg
Katja
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danke dir, liebe Katja. Alles hat auch seine guten Seiten, sie lassen manchmal auf sich warten, bis wir sie sehen ;-) Liebe Grüße, Annette
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Sie beeindruckt mich, deine Sabine, und ich freue mich, dass du uns in gewohnt professioneller Ruhrköpfe-Manier ein bisschen von ihrer Lebensgeschichte zugänglich gemacht hast. Lachen musste ich allerdings noch mehr über die Bilder des Flokati-Hundes und das verfremdete Zitat ;-)
Lachende Grüße
Christiane
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danke dir, liebe Christiane, freut mich sehr und ich hoffe, Dortmund bringt noch mehr solch wunderbar-friedlich-rebellische Persönlichkeiten wie Sabine hervor. Liebe Grüße, Annette
P.S. der „Flokati-Hund“ mußte einfach mit ins Portrait:-D
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* zitat* : „Ich bin oft gelandet, wo ich gar nicht hin wollte. Diese Umwege waren immer genau richtig und machten Spaß, obwohl es mich vorher nie interessiert hat“
sowas gefällt mir …
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habe ich in dieser Form so klar vorher auch noch nie gehört. Sabine ist einfach klasse :-)
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etwas sehr ähnliches hat es bei dir allerdings schon gegeben … das fand ich damals auch toll …
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hm, da muss ich mal kramen, denn ich kann mich gerade gar nicht dran erinnern – was nichts heißen muß bei den vielen Portraits, die sich hier inzwischen versammeln
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mir ist es im kopf geblieben … da siehst du mal … wie sehr du mich beeindruckst … <3
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lach bzw. das Portrait ist bei dir hängen geblieben ,-)
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leider nicht das ganze … sonst könnte ich dir genau sagen … welches es war … aber das ist ja auch nicht so wichtig … du portraitierst nun mal mehrere bemerkenswerte persönlichkeiten …
have a nice day
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merci, für dich ebenso und auf bald :-)
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bis die tage … ;)
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Eine beeindruckende „Einmischerin“ mit sehr viel Disziplin und Mut. Ein gutes Beispiel dafür, nichts im Leben aufzugeben, bevor es überhaupt begonnen wurde. Habe diesen Beitrag sehr gerne gelesen liebe Annette!
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Vielen Dank, lieber Arno. Eine tolle Rückmeldung, die Sabines Persönlichkeit sehr gut auf den Punkt bringt :-)
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Liebe Annette!
Ein sehr schöner Beitrag über Frau Schwalbert, deren Ansichten und Einstellung ich voll teilen kann. Hut ab vor ihrem bisherigen Lebensweg. Ich wünsche Ihr und Ihrer Familie, dass sie ihre Ziele erreicht und danke Dir für diesen wunderbaren Einblick in Deine Ruhrkopf-Sparte :)
Herzliche Grüße
Mallybeau
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Hallo liebe Mallybeau,
freut mich sehr, ich danke dir für deinen lieben Kommentar und hoffe, Sabine liest mit :-)
Liebe Grüße, Annette
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Ganz viel Erfolg 😊
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ich bedanke mich in Sabines Namen und hoffe, sie liest mit :-)
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