Wie gut bist du zu dir? Wie gut bist du zu anderen?

Meine These: Nur wer fürsorglich und liebevoll mit sich selbst umgeht, kann fürsorglich und liebevoll mit anderen sein.

Ist genau das das Problem unserer Zeit? Sind wir mit uns selbst nicht liebevoll genug? Sind wir deshalb oft kalt und hartherzig mit Menschen, die weniger Glück hatten? Die vielleicht das Pech haben, in weniger sicheren Verhältnissen geboren worden zu sein? Oder familiär? Finanziell? Hinsichtlich Bildung, Gesundheit/Krankheit oder Behinderung? Oder regional am falschen Platz auf der Erde in Bezug auf Erdbeben, Vulkanausbrüche, Kriegsgebiete, Dürre oder Überflutung?

Wie liebevoll gehst du mit dir selbst um? Verlangst du dir immer alles ab?

Schonst du dich nie und erwartest das ebenso von anderen? Im Ruhrgebiet heißt es oft „Nur die Harten kommen in den Garten“. Hat aber nicht – neben der zuvor erwähnten großen Portion Glück – nur der- bzw. diejenige eine Chance, ein Leben lang für sich und andere da zu sein, der oder die gut und fürsorglich mit sich selbst umgeht? Wer wie ein*e Hochleistungssportler*in immer alles gibt, hält das in der Regel nicht lange durch. Schließen wir nicht sogar meist von uns selbst auf andere und setzen wir die Härte, die wir uns selbst abverlangen, bei allen anderen ebenso voraus?

Lässt uns das hart, kaltherzig und lieblos mit uns selbst und allen anderen werden?

Glücklicherweise sind die meisten von uns nicht so extrem, trotzdem möchte ich immer mal wieder dazu anregen, sich oder auch anderen die Frage zu stellen:

Wie liebevoll bist du mit dir? Mit anderen Menschen? Tieren? Pflanzen?

Ich freue mich auf eure Gedanken und Ideen dazu.

Text: Annette Mertens

Foto: Daniela K.

Foto: Daniela K.

Wie gut gehst du mit dir selbst um?

82 Gedanken zu “Wie gut gehst du mit dir selbst um?

  1. Liebe Annette, durch den Titel angezogen… deinen Beitrag gelesen und für sehr gut und wichtig befunden.
    Bin da genau der gleichen Meinung. Nur wer sich selbst gut behandelt, seinen Seelenfrieden beachtet- nur der kann auch genügend Kraft für andere aufwenden, um einem Menschen beizustehen, der gerade Hilfe nötig hat. Wenn es an der richtigen Stelle ankommt, wird es auch wertgeschätzt.
    Herzliche Grüße
    Heike

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  2. ich glaub nicht, dass es immer so ist… die „peoplepleaser“ sind meist nett zu anderen aber sehr grausam zu sich selbst… aber ich sehe auch wie du, dass es viele menschen gibt, die sich selbst kein nettes wort gönnen, das aber auch bei anderen nicht können… ich glaube, dass da schon viel in unserer gesellschaft begraben liegt…

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  3. Gut zu anderen zu sein, heißt auch oft, etwas zurückzubekommen: ein Lächeln, ein liebes Wort, Hilfe… Und das ist dann wieder gut für einen selbst. :)

    Ich denke, wenn man dazu in der Lage ist, dann sollte man Gutes tun. Dafür muss man sich aber zunächst sich selbst und seiner Möglichkeiten bewusst werden.

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  4. Liebe Annette, ein sehr gutes Thema und auch wichtig für unser zusammenleben in der Familie und der gemeinsame Umgang in der Gesellschaft. Der Bibelvers hilft mir da meinem Gegenüber gut zu begegnen „Liebe deinen nächsten, wie dich selbst“ Markus 12,31
    Liebe Grüße Andrea

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  5. Liebe Annette,
    danke für Deine zum Nachdenken anregende Zeilen.
    Ein gewisser Grad an Egoismus tat mir schon immer gut und hat mich an vielen Stellen in meinem Leben vor dem Ertrinken gerettet.
    Liebevoll mit mir selbst umgehen, damit ich meinem Gegenüber freundlich begegnen kann.
    Nicht immer ist es mir gelungen und schmerzhafte Erfahrungen haben mich zum Glück 🍀 dann dort hin gebracht wo ich heute stehe.
    Geerdet, im Hier und Jetzt das Leben leben und genießen – meinen Mitmenschen das geben wozu ich bereit bin und das mit großer Freude.
    Lieben Gruß
    Maggie

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  6. Aus gegebenen Anlass ein wunderbares Gedicht zum Thema Selbstfürsorge und Selbstliebe:

    Wenn du vernünftig bist, erweise dich als Schale und nicht als Kanal,
    der fast gleichzeitig empfängt und weitergibt,
    während jene wartet, bis sie gefüllt ist.

    Auf diese Weise gibt sie das, was bei ihr überfließt, ohne eigenen Schaden weiter.
    Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen und habe nicht den Wunsch freigiebiger zu sein als Gott.

    Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie zum Fluss, wird sie zur See. Du tue das Gleiche! Zuerst anfüllen, und dann ausgießen.

    Die gütige und kluge Liebe ist gewohnt überzuströmen, nicht auszuströmen.
    Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei leer wirst.
    Wenn du nämlich mit dir selber schlecht umgehst, wem bist du dann gut?
    Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle,
    wenn nicht, schone dich.

    (von Bernhard von Clairvaux)

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  7. Liebe Annette, vielen Dank für diesen Beitrag. Er zwingt mich wieder einmal, über mich und mein Handeln nachzudenken. Viele gleichzeitige Baustellen erfordern gerade meine ganze Kraft sodass für mich kaum welche übrigbleibt. Zum Glück bin ich mittlerweile in der Lage, zu erkennen, wann es zu viel wird und die Reißleine ziehen.
    Ich bin sicher, ich kann anderen nur Gutes tun, wenn es mir selbst gut geht.
    Liebe Grüße

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  8. Ich denke, Liebe ist wie ein Medium, sie umgibt uns, die ganze Welt ist von ihr erfüllt. Wer das fühlt und Liebe in sich zulässt, hat immer genug davon, für sich selbst, für andere: wo ist der Unterschied? Es fließt hin und her, in dünnen Rinnsalen oder in breitem Strom, je nachdem, was jeder zulassen und aushalten kann. Liebe ist wie das Leben selbst.

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  9. da man andere, schon laut Bibel, nur so sehr lieben soll, wie sich selbst, mache ich mir da seit jeher Sorgen um meine Nächstenliebe. Da ich manchmal sehr nett, aber etwa genau so oft ziemlich gemein und bös zu mir bin! Ich sollte viel großmütiger zu mir sein. Und vermutlich auch anderen gegenüber.

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      • Eben las ich, ganz zufällig, über einen dieser Menschen, die tatsächlich auf dem Mittelmeer hin- und herfahren und Leute in Seenot rausziehen. Eine offenbar völlig aus der Mode geratene Übung, die einst zum guten Verhalenskodex der Seeleute gehörte. Damals konnte man sogar angeklagt werden, wenn man verdächtig war, diese Hilfeleistung unterlassen zu haben! (Man lese z.B. bei dem Untergang der Titanic nach) – Er wurde jetzt angeklagt. Aber keineswegs deswegen.
        Wir haben inzwischen, glaube ich, einen Großteil der einst gelernten Moral als Ballast abgeworfen.

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      • Ja, wir sollten nicht zu ausufernd mit allumfassender Liebe umgehen, so Flower – Power mäßig, aber sie bewahren, pflegen, geben: uns. Und anderen. Wer sie nur sich zugesteht ist Egoist. Wer sie nur anderen geben will leidet weiter, denn die Welt ist zu groß und ebenso ihre Leiden. Wir müssen uns geben, dazu erst einmal ein Uns begreifen: wir sind mit allen anderen Menschen gemein, sitzen auf diesem Planeten und in diesem Leben fest. Sind gezwungen, daraus etwas Gutes zu machen, heißt, möglichst wenig Schlechtes, Böses, das Beste andererseits, das werden wir wohl wieder nicht erreichen, sollten es aus Selbstliebe vielleicht gar nicht immer anstreben.

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  10. Eine Begebenheit, die mir immer wieder einfällt: Eine alte Dame müht sich, eine Tüte Mehl aus einem Regal zu greifen. Sie ist klein, das Regal im Geschäft zu hoch. Mit einem kurzen ‚ich helfe ihnen‘ reiche ich ihr das Mehl. Sie stellt es in ihren Korb. Kein Dank, kein freundlicher Blick – nichts. Als Kind und Jugendliche wäre ich vielleicht vorbei gegangen. Zu scheu o.ä. Heute helfe ich in solchen Situationen gern. Die alte Dame tut mir noch heute leid auch oder gerade wegen ihres Schweigens. Wie gut ich zu mir bin, dazu kann ich nichts sagen, aber ich kann darüber nachdenken.
    Herzliche Grüße, Bettina

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  11. Spannende Fragen, die ich so einfach jedoch nicht beantworten kann. Nur soviel:
    Ich verlange mir so viel ab, wie es geht, ohne mich dabei zu übernehmen, inzwischen. Früher war das anders, da war NOCH MEHR Energie da und weniger Verstand, auch auf MICH zu achten.
    Und ebenso sehe ich das auch für mein Umfeld. Oft bin ich enttäuscht, dass Menschen manche Menschen nur 25 von 100% geben, obwohl sie mehr könnten…
    Das ist aber wohl mein Problem und ich akzeptiere das. Doch ärgern tuts mich schon mitunter :-)
    Aber vielleicht werde ich dahingehend ja noch weiser…. wer weiß das schon! :-)

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  12. Hm, eigentlich hat B. bereits alles gesagt ;-) ich stelle mich da zu Ihr in die Reihe.
    Meine eigenen Bedürfnisse standen immer erst an zweiter Stelle, das war für mich selbstverständlich, erst die Anderen – dann ich…deswegen mochte ich mich aber nicht weniger.

    Es brauchte aber auch immer eine Weile, bis ich bemerkte, mein Gegenüber war vom „Stamme nimm“, das prägt dann auch irgendwie…denn, wenn jemand Hilfe braucht, war es erstmal sekundär, wieso – weshalb – warum…

    Zwangsläufig bin ich inzwischen etwas anders unterwegs, schlechte Erfahrungen hinterlassen einfach ihre Spuren…

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    • Danke dir, es liegt wohl in unseren Genen, dass wir – meistens – helfen wollen: Die Menschheit konnte bisher in Gruppen, in denen sie sich gegenseitig helfen, erfolgreich überleben. Ob sie das Einzelne ebenso gut geschafft hätten? Liebe Grüße, Annette

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      • Ich glaube auch, daß genau das inzwischen zu einem Problem wird, es wird immer seltener, dieses gegenseitige Helfen.

        Höher – schneller – weiter und egal, wer dabei auf der Strecke bleibt, ich finde diese Entwicklung sehr bedenklich, auch das viele einfach nicht mehr über den eigenen Tellerrand schauen oder es auch nur wollen…

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        • Bei all dem Komfort und der Sicherheit, die wir gewohnt sind bzw. sich schon wie selbstverständlich anfühlt, ist der Zusammenhalt für unser Überleben nicht mehr so wichtig wie früher – das ist dann wohl der Preis, den wir dafür zahlen, seufz

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  13. Ich hatte dazu als Jugendliche mal eine interessante Diskussion mit meinem Vater, der sich selbst immer alles abverlangte, dies aber auch von anderen forderte. Diese Art der Selbstausräuberung liegt auch in mir, jedoch bin ich der Ansicht, was ich ihm auch sagte, dass man eben nicht von anderen das Gleiche erwarten kann, weil eben nicht alle Menschen die gleiche Stärke mitbekommen haben. Eher solle man dafür dankbat sein und jenen beistehen oder wenigstens Nachsicht haben, die nicht so ein starkes Grundkorset erhalten haben. Besonders gefreut habe ich mich – nach kurzem Nachdenken seinerseits – über seine Zustimmung.
    Was meine Selbstfürsorge betrifft, so war diese mit fünf Kindern und situationsbedingt durch die schwere Krankheit unserer Tochter, oft nur eingeschränkt möglich. Aber genommen habe ich mir immer wieder einen Moment für mich, bevor ich überdrehte. So gab es an jedem Tag einen Moment, an dem ich merkte, nichts geht mehr. Dann schloss ich mich für 10 Minuten im Bad ein und sah einfach nur aus dem Fenster in die Landschaft. Das genügte meist und ich kam gestärkt wieder heraus. Es war meist die Natur, die mich zu mir zurückbrachte.
    Im Übrigen tut es mir gut, wenn ich unterwegs bin, zu den Mitmenschen freundlich zu sein.
    Absolut zu mache ich allerdings bei Menschen, die mich verraten haben. Da mache ich, macht es in mir, einen Schnitt und davon gibt es kein Zurück mehr.

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    • Danke dir. Wir haben alle unterschiedliche Stärken und Schwächen und wie stark wir sind bzw. wann wir uns übernehmen, merken wir ja oft erst, nachdem wir unsere Grenze überschritten haben. Es macht eine Zeitlang viel Spaß, auf hohem Level mit mehreren Bällen zu jonglieren, bis es zu viele Bälle werden oder wir unsere individuelle Erschöpfungsgrenze erreichen. Liebe Grüße, Annette

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  14. Es stimmt, liebe Annette, man muss sich immer erst selbst in Einklang bringen, um anderen dann achtungsvoll zu begegnen. Du hast uns viel Nachdenkliches da gelassen, danke.
    Herzlichst, Edith

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  15. Ein interessanter Beitrag. Andere Menschen waren mir nie gleichgültig. Ich sehe meist was andere nicht sehen wollen, weil es nicht ihrer Bequemlichkeit entspricht. Vor Jahren fuhr der Nachbar mit seiner Frau an einem vor unseren Augen passierten Unfall vorbei und wollte nicht umdrehen, worauf ich jedoch bestand. Ein junger Mann saß mit Familie im Auto und war vor einen Brückenpfeiler geprallt. Ich habe alle aus dem Fahrzeug bergen können, Polizei und Rettung gerufen. Ein anderes Mal machte ich einen Krankenbesuch im Krankenhaus. Fünf Betten auf dem Zimmer, im hinteren lag eine vollständig gelähmte Frau. Niemand kümmerte sich um sie. Vor ihr stand ein volles Glas mit Tee. Ich bin hingegangen und habe ihr zu trinken gegeben. Weder die Zimmerinsassen, noch ihr Besuch hatten gemerkt, dass die Frau durstig war. Solche Dinge sind mir schon sehr oft passiert. Ich meine, dass man bei jedem Geben etwas zurückerhält und wenn es nur ein freundliches Lächeln ist. Das ist mir sehr viel wert. Dadurch werde ich selbst innerlich gestärkt.

    Liebe Grüße, Gisela

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    • Danke dir, liebe Gisela und freut mich sehr, wie gut du dich um andere kümmerst, die es gerade dringend brauchen. Ich hoffe, du gönnst dir für dich selbst immer genug Auszeiten, wenn du sie brauchst, herzliche Grüße, Annette

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  16. Nur die harten kommen in den Garten.
    Ja, das könnte ganz wunderbar zu mir als Ruhrpott Pflanze passen.
    Ich fordere von mir selbst immer viel, bin aber anders herum bei anderen nachsichtiger. Es gibt allerdings auch Bereiche wo mir die Nachsichtigkeit für andere fehlt, was mich auf die Palme bringt.
    Man kann auch Selbstliebe lernen, indem man von anderen geliebt wird. 😉

    Es gibt auch Menschen die viel von anderen fordern, die Nase rümpfen wenn sie es nicht schaffen, aber auch selbst das Gefordere nicht erfüllen können. Da habe ich seit einiger Zeit ständig jemanden vor meiner Nase.
    Ich denke es gibt alle möglichen Konstellationen, je nachdem was man erlebt und gelernt hat.
    Liebe Grüße zu dir Annette.

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  17. Selbstfürsorge lädt den inneren Akku auf. Darum ist sie so wichtig. Die eigenen Grenzen kennenzulernen, auszuloten. Liebevoll mit sich selbst zu sein, bedeutet nicht nur, sich selbst zu hätscheln – sondern auch, sich immer wieder heraus zu fordern, es sich auch mal unbequem zu machen – um anschließend stolz oder glücklich mit dem Erreichten sein zu können. Das Gewissen führt intuitiv, es muss nicht laut schlagen, ein leises Mahnen reicht bei einem wachsamen Hinhören. Selbstliebe ist die Voraussetzung für die Fähigkeit andere zu lieben oder für sie zu sorgen.
    Liebe Grüße
    Amélie

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  18. Ich gehöre zu der Spezies Mensch, der es am besten geht, wenn sie anderen hilft. Erst im Laufe der Jahre habe ich gelernt, eigene Grenzen zu ziehen, tue mich nach wie vor schwer damit. Ich weiß inzwischen auch, woran das liegt.
    Anderen gönne ich eigentlich alles. Ich vergleiche mich nie mit anderen, was das sicherlich leichter macht. I am what I am.
    Liebe Grüße, B.

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