„Kein Willze, Kannze, Musse“

Schachthauerkind – eine Geschichte aus dem Revier

„Einer Versuchung habe ich erfolgreich widerstanden, nämlich der Verwendung von Brachialhumor und Ruhrpottslang. Also kein Willze, Kannze, Musse, kein Hömma, Sachta, Tuma, Kumma, kein woanders is auch scheiße. Dennoch geht es kurzweilig und amüsant zu, das kann ich versprechen“.

„Der Bergmann ist seit je her quasi der Prototyp des proletarischen Arbeiters, der durch Verausgabung seiner Muskelkraft und seiner gesamten Physis der unberechenbaren Natur, dem dunklen Erdreich sichtbar materielle Schätze abringt – das schwarze Gold nämlich. Ähnlich mythische Bedeutung hat vielleicht nur noch
der Stahlwerker, der im Angesicht glühenden Feuers Tag und Nacht rabottet. Geschicklichkeit, Kraft und Zähigkeit schlagen im Verbund mit Arbeitersolidarität den Elementen ein Schnippchen! In der Zeit vereinsamter Clickworker, digitalen Nomadentums und durch die Straßen hastender Paketboten ist die Sehnsucht
nach ortsgebundener, erschaffender, physisch erkennbarer (eben „ehrlicher“) Arbeit mehr als verständlich – das Verschwinden des Bergmanns mitsamt seinem Habitat, der Zechenkolonie, muss allein aus diesem Grund schon abgrundtief traurig stimmen“.

Auszüge aus dem Vorwort „Schachthauerkind“ von Christine Lindemann
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Sternenguckerin

Eine von innen mit Leder überzogene, diskret gegen unliebsame Lauscher abgesteppte Tür schließt sich in der Dortmunder Innenstadt hinter mir, als ich zum Interview bei Christine Lindemann erscheine.

Christine Lindemann – Astrologin im Revier, Foto: Susanne Beimann

Als Kind träumt sie von einer Karriere als Tänzerin. Doch dann ergreift die Tochter eines Bergmanns als junge Erwachsene den Beruf der Lehrerin für Deutsch und Geschichte. Anstelle einer Schullaufbahn entscheidet sie sich jedoch nach ihrem Referendariat für die Tätigkeit als Referentin für politische Bildung mit Studenten, Schülern und Lehrern. In diesem Rahmen kann sie sich mit den Themen beschäftigen, die ihr am Herzen liegen: Ökumene, Frauenbildung, Film, Öffentlichkeitsarbeit. Sie verbringt viel Zeit in Nicaragua und arbeitet dort mit Jugendlichen an Projekten auf dem Land und in Managua.

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