Different Affairs

Auf Anke werde ich durch ihren Blog Different Affairs aufmerksam, in dem es um ihre vielfältigen Interessen geht. Es ist „ein Blog für Frauen bzw. Menschen über 50 und handelt von Ankes Ü50-Leben: Reisen, Kultur, Design, Gesundheit und dem Fotografieren“.

Obwohl wir nicht weit voneinander entfernt in derselben Stadt leben, sind wir uns vorher noch nie persönlich über den Weg gelaufen.

Seit über 16 Jahren lebt die gebürtige Radevormwalderin Dr. Anke Hedfeld in Dortmund. Die Liebe führt sie vom Bergischen Land und ihrem damaligen Wohnort Wuppertal ins Ruhrgebiet. Und sie findet schnell Gefallen an der offenen Art der Dortmunder*innen.

Anke 1985, Foto: privat

Anke stammt – wie viele Menschen im Ruhrgebiet – ursprünglich aus einer Arbeiter-Familie. So erklärt sie sich den großen Bezug und die Sympathie zu den Menschen unserer Region.

Als Kind der 1970er-Jahre hat sie nach dem Abitur zunächst keine Ahnung, wohin es beruflich für sie gehen könnte. Ihre Eltern mischen sich nicht in die Berufswahl ein, abgesehen von diesem Hinweis:

Du wirst Deinen Weg schon finden“

Anke hat bereits damals eine Affinität zu Naturwissenschaften und entscheidet sich für eine Ausbildung zur Landwirtin in der ländlichen Umgebung ihrer Heimatstadt Radevormwald. Für sie ist diese Ausbildung ein Test, wie sie mit den anstrengenden Bedingungen dieses Berufs zurecht kommen wird. Und:

Ich fand es super, in eine Männer-Domäne vorzudringen“

Anke 1996, Foto: privat

Nach der Ausbildung beginnt Anke in Bonn das Studium zur Agrar-Ingenieurin. Den Umzug in die damalige Bundeshauptstadt Bonn empfindet sie im Vergleich zum ländlichen Leben zunächst als schockierend anders, gewöhnt sich jedoch schnell ein. Zum Ende des Studiums pendelt sie zwischen Bonn und Wuppertal, wo sie zunächst nur an den Wochenenden mit ihrem damaligen Partner lebt. Heimisch fühlt sie sich dort nicht und zieht für die anstehende Promotion zurück nach Bonn.

Nach der Promotion verlegt Anke ihren Wohnort nach Würzburg, um dort für etwa zwei Jahre im Marketing eines Agrarbusiness-Unternehmens zu arbeiten.

Die Promotion bringt einen entsprechend anspruchsvollen Job mit sich

Mit Anfang 30 bringt Anke mindestens fünfzig Stunden pro Woche für ihren job auf. Als Frau in einer damals noch eher typischen Männer-Domäne arbeitet sie hart und geht häufig an ihre Belastungsgrenzen. Für andere Interessen bleibt wenig Raum, die meiste Zeit verbringt sie mit ihren Kollegen und Kolleginnen. Hin und wieder erkundet sie das Main-Franken-Land mit seinen Sehenswürdigkeiten, Weinlokalen und Biergärten.

Nach etwa zwei Jahren Fernbeziehung zieht Anke wieder zu ihrem Freund nach Wuppertal.

Es gibt noch etwas anderes als Landwirtschaft“

Aus der Zeit im Marketing entwickelt sich die Idee, gemeinsam mit ihrem Partner 1999 in einer ehemaligen Hosenträger-Fabrik in Wuppertal ein Büro für Kommunikation, das Reklamebüro, einzurichten.

Die Verwirklichung ihrer Träume

„In einem Industrie-Loft selbstständig arbeiten – so habe ich mir das immer vorgestellt: Mich um alles selbst kümmern, alles selbst entscheiden“. Etwa acht Jahre lang, bis ihr Ex-Lebenspartner sich aus der Beziehung verabschiedet, läuft Ankes Leben gut. Dann folgt ein großer ‚Break‘. Anke ordnet ihr Leben neu, führt sich vor Augen: „Ich bin wieder frei und kann machen, was ich möchte“.

Anke mit dem Hund ihrer Eltern 2016 im Westerwald, Foto: privat

Gesagt – getan

Anke fängt wieder von vorn an, führt ihre Selbständigkeit alleine fort. Für das Wirtschaftsblatt in Düsseldorf arbeitet sie bald als Redakteurin. Das war ihr erster Schritt in die Redaktionsarbeit und das Texten. Mit inzwischen vierzig Jahren startet sie neu durch: „Ich habe gelernt, das Gute an der Krise zu sehen“. Ankes nächster Partner lebt in Dortmund. Da sie sich hier wohl fühlt, zieht sie in den Dortmunder Stadtteil Hörde, später ins Saarlandstraßenviertel. Als die Beziehung endet, bleibt Anke in der Dortmunder Innenstadt. Sie findet eine Wohnung im Klinikviertel und mietet zusätzlich ein Büro an der B1. Wohnung und Arbeit kann sie so zu Fuß und mit dem Fahrrad gut erreichen.

Eine weitere Neuorientierung wartet“,

denn 2019 muss Anke schweren Herzens ihre Freiberuflichkeit beenden, findet jedoch eine neue Position nach ihren Wünschen. Neben der Arbeit in der Redaktion und als Texterin absolviert Anke eine Zusatzausbildung zur Social-Media-Managerin. Sie arbeitet anschließend als angestellte Online-Marketing-Managerin im Sauerland und findet sich in einem stark durchstrukturierten Leben wieder. Nachdem sie vorher nur mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs war und kein Auto besaß, belasten sie die tägliche zweistündige Pendelei mit dem Auto zwischen Dortmund und dem Sauerland.

Dann kam der „Glücksfall“: Corona“

Wegen der neuen Arbeitssituation arbeitet Anke im ersten Monat konsequent im Home Office. Ende 2020 – Anke führt inzwischen eine Fern-Beziehung mit einem Iren – erfolgt nicht nur ein harter Lockdown in Deutschland, sondern ein noch strengerer Irland-Lockdown. Anke und ihr Freund können sich zehn Monate nicht sehen. „Das war eine sehr herausfordernde Zeit, bei der sich meine Lebensumstände komplett geändert haben. War ich vorher sehr aktiv und auf allen Hochzeiten zu Hause, lebte ich plötzlich ein Einsiedler-Dasein ohne Aussicht auf ein baldiges Treffen mit Freunden, erst recht nicht mit meinem Partner.“ Zumindest die Pendelei ins Sauerland fällt weg und Anke versucht sich mit den neuen Umständen einzurichten.

Nach 10 Monaten Pause durch den Lockdown sehen sich Anke und ihr Partner 2020 in Irland endlich wieder, Foto: privat
Anke während eines Irland-Besuchs, Foto: privat

2021 streikt plötzlich Ankes Körper. Es folgt ein heftiger Hörsturz mit extremem Schwindel: „Ich konnte plötzlich nichts mehr und war froh, im Krankenhaus gut versorgt zu sein.“ Nach einigen Tagen in der Klinik wird sie nach Haus entlassen. Völlig kraftlos kommt sie dort nur mit der Unterstützung von Freundinnen und Nachbarn zurecht. Als sich nach weiteren sechs Wochen herauskristallisiert, bald wieder täglich ins Sauerland fahren zu müssen, trifft Anke mit Anfang 50 die Entscheidung und kündigt ihren Job. Zeitnah findet sie eine neue Anstellung als Online-Marketing-Managerin in Dortmund. Dort ist sie bis heute tätig und Anke fühlt sich angekommen.

Mein Körper hat mich gesundheitlich in eine ganz neue Situation geworfen

Es ist für sie die Bestätigung, dass es möglich ist, im fortgeschrittenen Alter beruflich gefragt zu sein. Anke arbeitet heute als Team-Leiterin in einem bunten Team unterschiedlicher Generationen und unterschiedlicher Backgrounds. Hier wird emanzipiert, wohlwollend und kooperativ miteinander umgegangen. „Ich freue mich, mit fortgeschrittenem Alter diese Chance bekommen zu haben“, fügt Anke lächelnd hinzu.

Anke 2023 während eines Irland-Besuchs, Foto: privat

Ankes Lebensmotto ist ein Zitat von Marie von Ebner-Eschenbach: „Wenn die Zeit kommt, in der man könnte, ist die Zeit vorüber, in der man kann“.

Ihre Wünsche/Träume für die Zukunft: „Bald mehr Zeit für mich, ein angenehmes Leben mit vielen schönen Erlebnissen, eine Gartenlaube zum Drin-Lesen und Schreiben und ein Umzug auf die grüne Insel Irland“.

Weitere Infos unter https://www.different-affairs.com und https://www.anke-hedfeld.de

Text: Annette Mertens

Fotos: Anke Hedfeld/privat

Anke, Foto: privat

Different Affairs

36 Gedanken zu “Different Affairs

  1. Ein Beitrag, der mir Gänsehaut beschert, liebe Annette!

    Ein gelungenes Portrait einer starken Frau, die sich wie Gras mit dem Wind bewegen kann und doch auch starke Wurzeln hat, wenn es darauf ankommt. Sich mit den Widrigkeiten des Lebens zu arrangieren – und daraus was Tolles zu machen, darauf scheint Anke spezialisiert zu sein. Das gibt mir Hoffnung für meine eigene Situation, in der die Gesundheit auch eine massive Rolle spielt. Die Wechseljahre schlagen ordentlich zu …

    Danke für einen ansprechenden tollen Beitrag, wie immer sehr fein, hier zu lesen!

    Herzliche Grüße, C Stern aus Österreich

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    • Liebe C Stern, vielen Dank für deine tolle Rückmeldung, über die ich mich wieder sehr gefreut habe 🙂 und darin bestärkt, hier weiterhin Portraits zu veröffentlichen. Herzliche Grüße, Annette

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  2. Pingback: Jippieh, ich bin ein Ruhrkopf - Different Affairs

  3. Wie klein die (Online-)Welt doch ist!!! Hallo, liebe Anke – jetzt stehen wir auch hier nebeneinander. Wunderbar! An alle Außenstehenden: Ja, wir kennen uns …

    Danke, liebe Annette – für dieses tolle Porträt, das mir so viele Facetten von Anke zeigt, wie ich sie nie und nimmer zusammengekriegt hätte. Da werden aus „Kennen“ und „Kennen“ gleich zwei Paar Schuhe … Mindestens.

    Habt alle noch einen schönen Pfingstmontag!

    Lieben Gruß

    Maria

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      • janaja ich kann dir ja ned bellen das ich rede

        weil des kannsch ned

        wenn des langhaardingens freundlich is verbell ich es natürlich nich :)

        wenns bei nem treffen aufdringlich wird

        gibts ne freundliche warnung

        sollte sie die ignorieren werde ich deutlicher

        so bin ich halt

        ich brauch halt meinen gewissen abstand :)

        aber des frauchen da sollte echt aufpassen :)

        mit die zecken is auch für uns hundies ned zu spaßen

        vom charakter her sind wir gleich

        beides jagdhunde

        wir haben nur andere spezialisierungsrichtungen

        ich breitbandig ausgebildet weil ich es konnte und mir die möglichkeit gegeben wurde

        und ich spaß dran hatte

        ich tauge nur nicht für angebunden am hochsitz rumlungernd :)

        ich brauch aktion :)

        gruß bella :)

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    • Danke, liebe Christiane, ja, ich weiß, es hat dieses Mal sehr lange bei mir gedauert 😉Das Leben hat oft andere Pläne, lach. Ich freue mich, dich trotzdem hier wieder zu lesen und hoffe, Anke liest mit. Herzliche Grüße an Herrn Kater und dich, Annette *Kaffee-rüber-schieb“☕☕🍪🍪🙂

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  4. Nicht nur wegen ihrer Irlandliebe 😉 halte ich sie für eine sehr sympathische Frau mit einem interessanten Lebenslauf. Danke für das Vorstellen, Annette 🤩 Liebe Grüße, B.

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