Distanzlosigkeit – Pluralis benevolentiae – Wie gehst du damit um?

Kennst du diese distanzlosen Menschen, die eine Vertrautheit und Nähe erzwingen wollen, die es mit ihnen nie gab und auch nie geben wird? Häufig auch durch den „Pluralis benevolentiae“ gekennzeichnet, den „Plural des Wohlwollens“, bei dem statt des „Ich“ oder „Du“ das scheinbar Vertraulichkeit schaffende „Wir“ benutzt wird, früher auch gerne in der Altenpflege oder im klinischen Bereich mit der Frage, „Haben wir denn heute schon Stuhlgang gehabt?“

Distanzlose Menschen zeichnen sich durch jede Art von aufdringlich-indiskreten Fragen aus, die ihnen nicht zustehen und auch kein Unrechtsbewusstsein aufweisen. Diese Art des Umgangs in sozialen Interaktionen gilt heute mehr denn je als unhöflich, taktlos, impertinent, unangemessen und unverschämt. Trotzdem tauchen die ungehörigen Fragen der Distanzlosen in unterschiedlichen sozialen Kontexten immer mal wieder auf. Wie gehst du damit um, wenn du so unvermittelt mit einer derartigen Frage überfallen wirst?

  • Du bist so überrumpelt, dass du dich bereits über dich selbst ärgerst, während du die Antwort schon aussprichst?
  • Du fühlst dich unwohl und weißt nicht so recht, wie du dich dieser unangenehmen Situation entziehen sollst, obwohl es dein Gegenüber ist, das sich falsch verhält und nicht du?
  • Mit einer klaren Absage, dass du für diese Art von Gespräch nicht zu Verfügung stehst?
  • Mit der – ironischen – Frage, ob dein Gegenüber eine Umfrage macht? (für die du natürlich nicht zur Verfügung stehst)
  • Mit dem Hinweis, dass die Frage indiskret ist?
  • Mit einem deutlichen Nein und natürlich ohne weitere Rechtfertigung?
  • Mit einer anderen Variante einer sachlich-freundlichen Absage?
Bananja, Foto: Anke Stenda

Foto: Anke Stenda, Text und Header-Foto/Bearbeitung: Annette Mertens

Distanzlosigkeit – Pluralis benevolentiae –

67 Gedanken zu “Distanzlosigkeit – Pluralis benevolentiae –

  1. Dieses „Klinik-Wir und uns“ hat meine alte Dame immer damit gekontert zu sagen, sie wisse nicht,wie es dem Gegenüber gehe, aber gehe es gut/schlecht/irgendwie – je nach dem, was zutraf. Ist aber schon Jahre her.

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    • Liebe Xeniana, das ist sehr individuell, daher ist es schwierig für mich, ein Beispiel zu finden, das du ebenso empfindest. Ich versuche es mal ganz allgemein formuliert: Menschen, die einem nicht nahe stehen, also keinesfalls dein Vertrauen genießen und dich sehr unvorbereitet mit einer Frage quasi überfallen, deren Antwort du hingegen als sehr privat, intim, diskret oder gar geheim empfinden würdest und keinesfalls dieser Person preisgeben möchtest – dein Gegenüber möchte jedoch deine Privatsphäre trotz deines mehr oder weniger offensichtlichen Widerstands nicht respektieren. So wird die übergriffige Absicht dahinter deutlich, oder?

      Umgekehrt wird es vielleicht noch deutlicher: Fragen, die du einer dir nicht nahe stehenden Person niemals stellen würdest.

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  2. Als ich jünger war, gab es schon mal solche Begegnungen. Mittlerweile bin ich wahrscheinlich fürs „wir“ einfach zu alt. Das kommt ja eher so komisch von „oben“, Lehrer*innen, Polizist*innen, Ärzt*innen fallen mir ein. In anderen Situationen hilft auch schon mal ein echtes „Wie meinen Sie das?“ Also, erst mal versuchen, ein mögliches Missverständnis auszuräumen. Und dann Klartext. Oder eben auch nicht. 🤪

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  3. Liebe Annette,
    Eine spannende Umfrage!
    Distanzlosigkeit gibt’s auch am Telefon, wenn man von einer fremden Person z.B. zwecks Marketing/Verkauf ausgefragt wird. Da mache ich kurzen Prozess und sage: „Ich gebe jemandem, den ich nicht kenne, keine Auskunft, schon gar nicht am Telefon“ und hänge auf.

    Ganz anders habe ich Folgendes erlebt: Vor Jahren benutzten wir an unserer Abend-Schule ein Englisch-Lehrwerk, in dem die „students“ bei jeder Lektion zur Festigung des Gelernten jeweils die persönlichsten Fragen beantworten sollten. Die Idee an sich war nicht nur schlecht, weil es ja ums Sprechen in der Fremdsprache ging. Ich merkte als Lehrerin jedoch sehr rasch, dass die Fragen vielen peinlich waren, z.B. für eine ältere, alleinstehende Frau: „Was hast du am Wochenende gemacht?“ usw., usw. Also schlug ich vor, dass die Fragen keineswegs persönlich beantwortet werden müssten, dass man im Gegenteil seiner Fantasie freien Lauf lassen solle. Ein Aufatmen ging durch die Reihen, und es gab immer wieder ganz lustige Antworten. Das Problem war damit beseitigt. Lieben Gruss, Elisa

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  4. Ach, wenn das immer so einfach wäre! Ja, wie gehen wir denn am Besten damit um? Wie der Situation angemessen? Greifen wir gern zum gebotenen Strohhalm der Verbindlichkeit, Vertraulichkeit, des vermeintlichen Wohlwollens? Oder lehnen wir dieses ab und setzen uns klare Grenzen? Na, wie machen wir das denn so?

    Eine Antwort, die ich manchmal, na, eher selten, aber gern gebe (um endlich das unselige gewire zu verlassen): Wir? Wir geruhten heute noch keinen Stuhlgang zu haben, da unser königlicher Arschwischer noch nicht zugegen war. (Dabei denke ich ganz fest an den vierzehnten Ludwig und die Anekdote vom Herrn de Flanell.)

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  5. Ich bin eher wie Lutz und Nati „gestrickt“ oder habe ein zu schlechtes Gedächtnis für solche Situationen.

    Nur im Krankenhaus – ich war noch kein hilfloses Mütterchen mit knapp 80 – kann ich mich mal erinnern, dass ich zu dem Oberarzt/Professor?? auf seine Frage „Wie geht es uns denn?“ gesagt habe: „Für sich müssen Sie das selbst entscheiden und mir geht es gut, denn ich kann morgen nach Haus!“

    Ob seine Begleitung gegrinst hat, weiß ich nicht mehr.

    Bei anderen unangebrachten Fragen würde ich sagen: „Du bist mir zu neugierig!“

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  6. „Nein“ – kann ein ganzer Satz sein, wenn auch nicht im Sinne der Rechtschreibung. Ich kann mich in der Folge erklären, muss es aber nicht, wenn es mir mein Gegenüber nicht wert scheint. Darüber hinaus wirke ich heute nicht mehr so, als sei ich empfänglich für solche Übergriffigkeiten. Das war nicht immer so.

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  7. Ein tolles Bild, das sind Pestmasken, puh…
    Wieder ein interessantes Thema mit Fragen, über die nachzudenken lohnt. Fremde, die mich einfach so in ein unerwünschtes „wir“ hinein ziehen wollen, müssen sich je nachdem wie stark sie mich belagern, mit Sarkasmus, Nichtbeachtung oder dem Aufkleber „Knutsch mein Rücklicht“ klarkommen. Zum richtigen Empören über Unverschämtheiten bin ich tatsächlich im ersten Moment zu verblüfft. Doch im zweiten Moment versuche ich, dem aufdringlichen Wir ein konsequentes Nein in den Weg zu stellen, das möglichst unaufgeregt daher kommt. Freundlich muss ich zu unerwünschten und zudringlichen Wir’s nicht sein. Cool zu bleiben, so gelassen wie möglich eine klar definierte Du-und-ich-Grenze zu ziehen – das strebe ich an.

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    • Danke dir für das Lob an das Foto, das im Original übrigens eher harmlos-spaßig wirkt.

      Die eigene Reaktion hängt sicherlich immer vom jeweiligen Kontext ab und wie nah oder fern mir die fragende Person steht. Ich freue mich über eure zahlreichen Rückmeldungen, es zeigt mir, dass es ein Thema ist, dass uns alle anspricht und die Gedanken anregt. Danke und liebe Grüße, Annette

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  8. Liebe Annette, in der Zwischenzeit bin ich in der Situation nicht mehr ohne fremde Hilfe auszukommen. Da ist die Frage für mich eine Selbstverständlichkeit. Meine Antwort entscheidet darüber ob ich einen Arzt benötige oder nicht. Leider vordert das Alter sein Recht und es wird wohl jeden von und einmal einholen. Liebe Grüße zu dir, Lilo.

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    • Danke für deine Offenheit, liebe Lilo, besonders im Pflegebereich ist es ein sensibles Thema und braucht viel Einfühlungsvermögen für die Situation der/des jeweils anderen bei gleichzeitig häufiger Zeitknappheit und zu wenigen Mitarbeiter*innen. Herzliche Grüße, Annette

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    • Annette ich bin zum Glück privat versichert. Da sieht es wieder ganz anders aus. Ich bekomme so viel Zeit wie ich brauche. Abgesehen davon, die Betreuer gönnen sich auch gleich noch eine kleine Verschnaufpause bei mir. Ein nettes Gespräch über mein Befinden ist da immer mit drin. Aber ich denke es kommt immer auf die betroffenen Menschen an. Ich brauche zwischen durch schon mal etwas Unterhaltung, auch über ganz alltägliche Dinge. Lieben Gruß, Lilo

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  9. Ich verschließe mich bei solch indiskreten Menschen in der Regel ganz schnell ganz fest, wie eine Auster. Werde sehr einsilbig. Und suche dann so schnell als möglich das Weite. ;-)

    Und ich sehe nicht ein, warum ich solchen Leuten gegenüber Geduld und Verständnis aufbringen soll. Wer ungefragt, plump und taktlos in meinen Schutzbereich, Privatsphäre eindringt, hat kein Wohlwollen von mir zu erwarten. Basta.

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  10. Ich denke mehr in die Richtung einer Reaktion: Nichts für ungut, aber deine Frage ist mir etwas zu privat. Das finde ich erklärend und nicht zu abweisend oder? Dann bekommt die Person die Gelegenheit sich dazu zu verhalten. Sie kann sich z. B. zurückziehen und zur Kenntnis geben, dass sie mir nicht zu nahe treten wollte. Wenn die Person dann aber nachfragt Warum? Dann werde ich sauer, denn ich sehe nicht richtig, dass ich mich für meine Gefühle rechtfertigen müsste, und wenn man das Warum beantwortet, beantwortet man oft die zuerst gestellte Frage, was der Frager wahrscheinlich beabsichtigt und was ich dann frech finde.

    Wenn jemand es akzeptieren kann, freundlich eine Grenze gesetzt zu bekommen, sehe ich keinen Grund dafür, die Person zu meiden.

    Mir geht es so mit einer Bloggerin, die mich öfter „meine Freundin“ nennt, obwohl wir in meinen Augen überhaupt nicht befreundet sind. Da halte ich mich dann schon etwas zurück, aber breche nicht gleich die Verbindung ganz ab.

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  11. Ich habe jetzt lange darüber nachgedacht. Ich reagiere unterschiedlich, es kommt auf mein Gegenüber und die Situation an. Meiner sprichwörtlichen Großmutter antworte ich auf die gleiche indiskrete Frage anders wie einemeiner völlig Fremden, ihr nicht? Und dann reicht meine Bandbreite durchaus von einem wortlosen Rückzug über ein mehr oder weniger schroffes „Nein, danke, das ist meine Sache“ / „Nö, nicht mein Ding“ bis hin zu einem Ablenkungsmanöver oder sonst einer Verschleierungstaktik. Natürlich gibt es Leute, bei denen nur „Das geht dich gar nichts an!“ hilft, aber was ist, wenn man die nicht dauerhaft in die Wüste schicken kann, weil es zum Beispiel Kolleginnen sind? Ist bestimmt nicht leicht, wenn man sich nicht leisten kann, bis in die aschgraue Ewigkeit als „komisch“ (oder schlimmer) verschrien zu sein.
    Gute Frage, Annette! 😁👍
    Abendgrüße 🌧️🛋️🍷🥗👍

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    • Danke für deine dezidierte Antwort, liebe Christiane und ich freue mich sehr über deine/eure Gedanken hier. Sehr spannend und sehr unterschiedlich – toll! Liebe Grüße an Herrn Fellträger und dich, Annette 🙂😻😁

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  12. In der konkreten Situation ganz klar: Gegenfrage stellen.

    Dann redet der Andere und ich kann mich schonmal sortieren. Viele wollen sich ja sowieso nur selbst reden hören und vergessen, dass sie etwas gefragt hatten.

    Wenn nicht ,sage ich nur so viel, wie ich preisgeben will. Das könnte im Zweifelsfall sein, dass ich erkläre, dass ich darüber jetzt nicht sprechen will.

    Wenn mir dieser indiskrete Mitmensch unangenehm ist, werde ich ihn später meiden.
    Meine Erfahrung: Wenn mich jemand von vornherein nervt, hat das auch keinen Zweck.

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  13. Ich musste jetzt länger nachdenken um mich an eine Situation zu erinnern, in der ich eine solche Distanzlosigkeit erlebt hätte. Und da fällt mir in der Tat keine Situation ein. Vielleicht mag es daran liegen, dass ich ein sehr stacheliges, manchmal abweisendes Naturell habe und sehr schnell scharfzüngig reagiere. Vielleicht strahle ich auch eine Aura aus, die wenig Raum lässt für wohlwollende Überheblichkeit mir gegenüber.
    Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich ein alter, weißer Mann bin.

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  14. Vielleicht könnte es deutlich mehr Vertrautheit und Nähe zwischen Menschen geben; wenn solche Fragen vielleicht seltener (automatisch) als Angriff oder Übergriffigkeit gewertet würden? Denn vielleicht steht gar nicht so selten einfach ein echtes Interesse am anderen dahinter? Und zwar gerade an dem anderen, der so sehr anders ist, dass er einfach von vorneherein meint unterstellen zu müssen, dass er eine Nähe und Vertrautheit zu dem Frage stellenden Menschen sowieso „niemals“ wollen würde? Und der vielleicht genau deshalb nicht bemerkt, dass er in Wahrheit vielleicht gar nicht so anders ist, als die von ihm reflexartig abgelehnte Person.

    Herzliche Grüße
    Maren

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    • Liebe Maren. Eine indiskrete Frage bleibt eine indiskrete Frage. Wenn jemand den Kontakt suchen möchte, braucht es entsprechendes Feingefühl, sowie die Akzeptanz, wenn das Interesse nicht auf Gegenseitigkeit beruht. Mit der Holzhammermethode ist die Abfuhr in jedem Fall vorprogrammiert. Herzliche Grüße, Annette

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      • Feingefühl ist natürlich immer eine gute Idee … . Aber dieses „wenn das Interesse nicht auf Gegenseitigkeit beruht“, hat für mich immer auch was von platter Dialogverweigerung. Und die sehe ich im Sinne der Mitmenschlichkeit sehr kritisch. 💖

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          • Ich habe mit diesem Mauern ein Problem. Ob in der Politik oder im Privaten. Ich finde es einfach wichtig, anderen zuzuhören; und nicht einfach nur zu sagen: „Dich mag ich nicht, Die Art, wie DU redest, kann ich nicht leiden. Also sprich mich nie wieder an.“ Das empfinde ich als mauernd und ausgrenzend.
            Ich kann doch stattdessen jemanden, dessen Frage ich als übergriffig empfinde, sagen, dass und warum ich diese Frage als übergriffig empfinde; oder das verallgemeinernde „wir“ in dem betreffenden Fall ablehne. Aber dafür muss ich doch nicht gleich den betreffenden Menschen selbst ablehnen.

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            • Wenn jemand mauert, würde ich davon ausgehen, dass da bereits eine Grenze überschritten wurde, die nicht überschritten werden sollte und weshalb fragt sich die Fragende/der Fragende nicht selbst, weshalb sie/er nicht taktvoller/höflicher/respektvoller/distanzierter an das Objekt ihres/seines Interesses herantritt?

              Nein heißt Nein, dafür muss sich niemand erklären, egal, in welchem Kontext.

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              • Ich wünsche mir natürlich, dass BEIDE Seiten höflich und respektvoll miteinander umgehen.
                Und doch, ich finde schon, dass es ein Gebot des respektvollen Miteinanders ist, auch die Gründe für ein „Nein“ zu einem Dialogwunsch zu erklären (am besten erst mal sich selbst über die genauen Gründe klar zu werden; manchmal hat die andere Person ja nur arglos mit irgendeinem Stichwort einen eigenen Schmerzpunkt getriggert …).
                Ich mag den Versuch, anderen zuzuhören, weitaus lieber, als eine „Basta“-Politik, oder eine des sich ständig von anderen Abgrenzenden und Mauernden; da diese eben leider leicht zur Ausgrenzung anderer Menschen führen kann.
                Und dem anderen Menschen wird durch die Erklärung vielleicht erst bewusst, dass z.B. hinter dem von dir genannten Satz in der Altenpflege für den betreffenden alten Menschen ein ihn in seiner Würde nicht ernst nehmen steht. So dass aus dem sich gegenseitigen Erklären eben auch ein Lernen und gegenseitiges Verstehen erwachsen kann.

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                • Da stimme ich mit dir nicht überein. Gerade im Pflegebereich, sowie in allen sensiblen Abhängigkeitsverhältnissen würde ich mir eine gute Vorbereitung auf dieses Thema in der Ausbildung wünschen.

                  Es bedarf Vertrauen, das nicht entstehen kann, wenn jemand die Grenzen nicht akzeptiert

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                  • Ja, eine gute Vorbereitung ist bei solchen Berufen ganz sicher sehr sinnvoll.

                    Ich weiß ja auch nicht, was genau die Veranlassung für dich zu diesem Beitrag war, kann und will mir darüber daher logischerweise kein Urteil erlauben.

                    Ich würde aber eben sehr gerne dieses „fehlerhaft ist immer der andere.“ auflösen … .😉💖.

                    Denn gar nicht so selten empfinden Menschen einen anderen als aufdringlich aus in ihnen liegenden Gründen:
                    Das kann ein eigenes Näheproblem sein, das man sich nicht näher anschauen möchte, und wo es halt bequemer ist, die „Schuld“ für das Unbehagen beim anderen zu suchen. Es kann ein aus irgendeinem Grund gegen diesen Menschen bestehendes Vorurteil sein, das einen alles, was der sagt, „automatisch“ in den falschen Hals kriegen lässt. Im politischen Bereich kann es ein framing sein, dem man unhinterfragt folgt.
                    Ein „Nein!“ zeigt daher nicht unbedingt Stärke, sondern aus meiner Sicht steht dahinter gar nicht so selten die Schwäche, sich eigene Problemen und problematische Verhaltensweisen eben nicht anschauen zu wollen. Sondern es sich einfach zu machen, mit einem „fehlerhaft ist immer nur der andere“ .
                    Ich finde eben, es zeugt von Stärke sich IMMER auch zu fragen, ob ein Teil des Problems vielleicht auch bei einem selber liegen kann.
                    Und wenn man erkannt hat, dass das so ist, dann ist es für mich besondere Größe, wenn man dann den Mut hat, auf den zunächst reflexartig abgelehnten Menschen zuzugehen, und ihm zu sagen, warum man zunächst ein Problem mit ihm hatte. (Etwas, was ich mir in vielen gesellschaftlichen Bereichen sehr wünschen würde; nicht nur, weil ich ungeimpft bin, und das Gefühl hatte, dass manche Menschen meine ständigen Versuche, mit ihnen in einen Dialog zu kommen, einfach pauschal abgelehnt haben, und mich als „aufdringlich“ und „übergriffig“ „einsortiert“ haben, weil das es so schön einfach machte, eigenes Verhalten nicht hinterfragen zu brauchen ….).

                    Herzliche Grüße 💖
                    Maren

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                    • Es kommt immer auf den Kontext an. Jeder Mensch entscheidet für sich selbst, mit wem sie/er in eine Diskussion führen möchte oder nicht. Ein konstruktiver Dialog lässt sich nicht erzwingen.

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                    • Mir geht es darum, Menschen zum Nachdenken anzuregen. Und ich fände es schön, wenn alle Menschen, denen ein angenehmes menschliches Miteinander wichtig ist, eben immer auch die Bereitschaft haben, sich zu fragen, ob sie selber mit einem Verhalten konstruktiv sind, oder vielleicht nicht. Ich finde es dabei völlig normal, zunächst mal sehr verärgert zu reagieren, wenn einem jemand „dumm kommt“. Ich kann über sowas sehr wütend werden, wenn mir gegenüber jemand z.B. ignorant oder arrogant kommt. Und ich gehöre ja ohnehin zu den Menschen, die durchaus den Mut haben, ihre Meinung auch dann zu sagen, wenn alle anderen eine andere Meinung zu vertreten scheinen … .
                      Aber ich finde es sehr wichtig, immer auch Verbindendes zwischen Menschen zu erhalten, und das nicht komplett durchzuschneiden. Also immer einen Kommunikationskanal offen zu halten, die andere Person nicht als Mensch zu verurteilen, sondern nur deren Verhalten zu kritisieren. Und dabei auch deutlich zu machen, warum ich dieses Verhalten kritisch sehe (auch um der anderen Person die Möglichkeit zu geben, mich darauf hinzuweisen, dass ich einem Missverständnis unterlag.).
                      Warum mir Mitmenschlichkeit und das Bemühen um den Erhalt mitmenschlicher Wärme so sehr wichtig ist, darauf weise ich u.a. auch in meinem eigenen heutigen Blogbeitrag hin.

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      • Ja, da ist was dran … . Die körperliche Wahrnehmung, das Bauchgefühl ist ein wichtiger Ratgeber!
        Dennoch kann man vielleicht jemandem eine Chance geben, wenn es „nur“ ums Zuhören geht. Es muss ja nicht die große Liebe werden … . Aber vielleicht könnte es manchmal sogar die große Liebe werden … 😉

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  15. Muss noch überlegen! Das verbitte ich mir, klingt gut!

    Früher im Beruf mochte ich diese distanzlosen Kinder nicht, die einem fast auf den Schoß krabbelten. Schlecht zu ertragen, besonders mit dem Wissen, warum sie so sind…Aber das ist eine andere Sache, denke ich.

    Gruß von Sonja

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  16. Hej Annette! Wie ich damit umgehe? Kommt auf die Situation an von der Gegenfrage: „Gehts noch?“ bis „Das verbitte ich mir!“ ist da spontan einiges möglich. Auf jeden Fall Widerstand und wenn es ganz manchmal auch peinliches Schweigen ist. Hab noch einen feinen Restsonntag, herzlich Ruth

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